VIER

 

4.1  Sinn und Ziel des Lebens

1Der Sinn des Lebens ist die Entwicklung des Bewußtseins in der Materie. Je besser wir lernen, in der Materie nur die notwendige Unterlage und das Werkzeug für diese Entwicklung zu sehen, je weniger wir die Dinge der Materie als Werte an sich betrachten, desto richtigere Auffassung vom Dasein können wir bekommen. Eine richtige Lebensschau muß auf Wissen um die Bewußtseinsentwicklung, ihren Charakter, Bedingungen, Stufen und Ziel, bauen. In der Hylozoik studieren wir dieses Wissen in größtmöglicher Perspektive: der Manifestation des Kosmos.

2Sobald die Monaden aus dem unendlichen Chaos in den Kosmos eingeführt werden, beginnt ihre Manifestation im Kosmos. Wenn sie dereinst das Ende dieser Manifestation erreicht haben werden – nach unfaßbar langem Zeitraum, menschlich gesehen – haben die Monaden nacheinander vier größere Manifestationsvorgänge durchgemacht und sind in eine unübersehbare Menge Zusammensetzungen der Materiearten 2–49 eingegangen.

3Dank ihrer Teilnahme an diesen Energievorgängen und Materiezusammensetzungen kann die Monade ihr Bewußtsein entwickeln und damit den Sinn ihres individuellen Lebens verwirklichen. Die Bewußtseinsentwicklung wird nach den vier Manifestationsvorgängen eingeteilt.

4Während der Involvierungs- und Evolvierungsvorgänge nach dem Einführen aus dem Chaos ist das Bewußtsein der Monaden nur potentiell. Die Monaden sind da, ebenso wie die Urmaterie, unbewußt.

5Im darauf folgenden Involutionsvorgang werden die Monaden nach und nach zu immer niedrigerer Materie, bis zur Welt 49 hinunter, zusammengesetzt. Damit wird das Bewußtsein aktualisiert oder geweckt. Erst einmal geweckt, ist das Monadenbewußtsein zunächst passiv, was besagen will: tätig nur unter äußerer Beeinflussung.

6Der Evolutionsvorgang beginnt in der Welt 49. Die Monaden machen sich nun nach und nach von niedrigerer Materie frei, wobei sie gleichzeitig selbstaktives Bewußtsein in höherer Materie erwerben. In ständig erneuerten Formen gehen die Monaden nacheinander durch das Mineral-, Pflanzen- und Tierreich. Nachdem die Monade vom Tier- zum Menschenreich (dem vierten Naturreich) übergegangen ist, wird sie allmählich selbstbewußt. Durch die Evolution in diesen niedrigsten Naturreichen wird nach und nach das Bewußtsein in der physischen (49), emotionalen (48) und kausal-mentalen Welt (47) aktiviert.

7Wenn die Monade vom vierten ins fünfte Naturreich (dem Übermenschenreich) übergeht, tritt sie gleichzeitig in den Expansionsvorgang ein. In ihm erreichen die Monaden immer höhere Art von Bewußtsein – von Welt 46 an – und lernen gleichzeitig, ihr Selbstbewußtsein so auszudehnen, daß immer mehr Monaden in gemeinsamer Bewußtheit eingeschlossen werden.

8Dieses gemeinsame Bewußtsein ist als eine Vereinigung von Liebe und Weisheit beschrieben worden. Liebe bedeutet untrennbare Einheit mit allem, ohne Isolierung, ohne „ich“ und „du“, mit allein „wir“, der wahren Brüderlichkeit verwirklicht. Weisheit beinhaltet ungeheuer größere Einsicht als das isolierte Bewußtsein im Menschenreich, nachdem die Erfahrungen und Erinnerungen aller zur Verfügung aller jener, die in die Gemeinschaft eingehen, stehen: das Gesamtbewußtsein des Planeten.

9In der höchsten Welt des fünften Naturreiches, der Welt 45, und in den folgenden göttlichen Reichen von Welt 44 an wird diese Gemeinschaft schrittweise immer umfassender und immer tiefer erlebt. Dieser Vorgang ist die Bedeutung des Wortes „Expansion“.

10Im höchsten Reich in den Welten 1–7 ist die Monade mit bewahrter Selbstidentität eins mit dem ganzen Kosmos. Sie hat kosmische Allwissenheit und Allmacht erreicht. Dies ist ihr Ziel in der Manifestation.

11Der Kosmos ist entstanden, um den Monaden im Chaos die Möglichkeit zu geben, ihr Bewußtsein von der ersten Potentialität über alle dazwischenliegenden Stufen zu kosmischer Allwissenheit und Allmacht zu entwickeln. Alle Vorgänge im Kosmos dienen direkt oder indirekt diesem Zweck. Alle gehen sie in den großen Manifestationsvorgang ein.

 

4.2  Die Manifestation

1Die Manifestation muß von allen drei Aspekten her betrachtet werden.

2Vom Bewußtseinsaspekt aus gesehen ist sie die Entwicklung der Uratome von bloß potentiellem Bewußtsein (Bewußtlosigkeit) zu kosmischem Allwissen.

3Vom Materieaspekt her gesehen ist sie die stufenweise Verwandlung und Verfeinerung der Materie, sodaß sie dem ständig sich entwickelnden Bewußtsein immer zweckmäßigere Werkzeuge bauen kann.

4Vom Bewegungsaspekt aus gesehen ist sie die Lenkung der Energien zu immer größerem Einklang mit dem großen kosmischen Zweck und dem dynamischen Plan für die Entwicklung alles Lebens. Durch die verschiedenen Abschnitte der Manifestation arbeitet sich die Monade vor, von völliger Unbewußtheit zu Allwissenheit, von Isolierung zu Einheit mit allem Leben, von Ohnmacht zu Allmacht, von gänzlicher Abhängigkeit zu größtmöglicher Freiheit unter jenen Lebensgesetzen, denen alle Monaden zu gehorchen haben.

5Die Manifestation ist ein einheitlicher Vorgang, die Zusammenfassung aller Vorgänge im Kosmos. Alle Monaden im Kosmos sind in der Manifestation inbegriffen, bewußt oder unbewußt, freiwillig oder unfreiwillig. Von dem Augenblick an, wo die Monade in den Kosmos eingeführt wird, bis sie das höchste kosmische Reich erreicht, macht sie in ihrer individuellen Manifestation vier hauptsächliche Vorgänge durch. Alle Monaden gehen nacheinander durch diese vier Vorgänge hindurch. Nachdem es gleichzeitig Monaden auf allen Stufen der Bewußtseinsentwicklung gibt, arbeiten diese Vorgänge überall im Kosmos Seite an Seite. Sie setzen einander tatsächlich voraus.

6Die vier Manifestationsvorgänge sind:

 

     (1) Involvierung und Evolvierung

     (2) Involution

     (3) Evolution

     (4) Expansion

 

4.3  Involvierung und Evolvierung

1Involvierung ist die Zusammensetzung der Uratome (Atomart l) zu immer gröberer Materie: von Atomart 2 bis Atomart 49. Evolvierung ist die entsprechende Auflösung von 49-Atomen zu 48-Atomen, von 48-Atomen zu 47-Atomen und so weiter bis zu freien Uratomen. Involvierung und Evolvierung bedingen deshalb einander.

2Durch Involvierung entstehen die 49 kosmischen Atomarten. Die sieben niedrigsten Atomarten 43–49 werden außerdem zu je sechs Molekülarten, zusammen also 42, welche das Baumaterial der Sonnensysteme ausmachen, involviert. Durch die Evolvierung wird die geformte Materie andauernd aufgelöst, um durch die in der Involvierung Neugeformte ersetzt zu werden. Auch während das Atom besteht, geht ständig ein Austausch aller höheren Atomarten in ihm vor sich. Ein 49-Atom wird ständig von Atomen der 48 immer höheren Arten durchströmt.

3Außerdem geht ein stetiger Strom von Uratomen „hinunter“ durch die Atome aller Welten bis zur niedrigsten Welt, 49, um sodann zurück „hinauf“ zu strömen durch alle Welten bis zur höchsten, der Welt 1. Dieser Kreislauf geht solange weiter, als das Bestehen der niedrigeren Welten für die Manifestation der Monaden erforderlich ist. Es ist dieser Strom, der die Atome, die Moleküle, in ihrer gegebenen Form zusammenhält. Der Vorgang führt ebenfalls mit sich, daß alle Atome in allen Welten – und deshalb alle Materie, die sie aufgebaut haben – Materieenergie ausstrahlen.

4Die Involvierungs- und Evolvierungsmaterie hat nur potentielles Bewußtsein. Andere Formen als Atome und Moleküle kann sie nicht bilden. Diese Materieformen sind jedoch die Voraussetzung für den nächsten Vorgang in der Manifestation der Uratome: der Involution.

 

4.4  Die Involution

1Die Involution geschieht in den Sonnensystemen, in ihren Welten 43–49. Ebenso wie alle anderen Vorgänge, muß die Involution von den drei Aspekten her betrachtet werden.

2Vom Bewegungsaspekt: Das Atom der Involvierungs- und Evolvierungsmaterie dreht sich mit unerhörter Geschwindigkeit um seine Achse. Die Involution fügt dieser Drehbewegung eine kreisförmige Spiralbewegung hinzu: das Atom kreist um einen mittleren Brennpunkt in kreisförmig wiederkehrenden Spiralen.

3Vom Materieaspekt: Diese zusammengesetzte Bewegung ermöglicht es Atomen und Molekülen, zusammenhängende Formen, Aggregate, zu bilden. Damit kann eine ganze Reihe von Lebensformen aufgebaut und weiterentwickelt werden, Lebensformen, welche die Monaden in der Evolution für ihre Bewußtseinsaktivierung brauchen. Beispiele für solche Lebensformen aus Involutionsmaterie sind die Emotional- und Mentalhüllen der Menschen.

4Vom Bewußtseinsaspekt: Durch die Teilnahme der Monade an diesen Formbildungsvorgängen wird ihr potentielles Bewußtsein zum Leben erweckt, aktualisiert. Während der gesamten Involution ist das aktualisierte Bewußtsein nur passiv, was heißen soll: die Monaden haben (schwaches, traumhaftes) Bewußtsein nur unter Aktivierung von außen her.

5Die Involution verläuft in neun aufeinanderfolgenden Stufen von Welt 43 bis einschließlich Welt 48. Auf allen diesen Stufen und in allen diesen Welten bilden die Monaden Atome, Moleküle und Aggregate. Alle diese Materiezusammensetzungen sind lebende Wesen, Kollektivwesen aus Monaden. Solche kollektiven Involutionswesen werden Elementale genannt und die neun Stufen in ihrer Bewußtseinsaktualisierung nennt man die neun Elementalreiche.

6Die Elementalreiche der Involution entsprechen den Naturreichen der Evolution. Die Richtung der Involution ist „hinunter“, ihr Ziel ist die physische Welt, Welt 49. Die am wenigsten verwickelten und deshalb am wenigsten erfahrenen Elementale gehören zum ersten Reich in Welt 43, die meist verwickelten und meist erfahrenen gehören zum neunten Reich in Welt 48. Um zu höherem Reich (in niedrigerer Welt!) übergehen zu können, müssen die Elementale alles gelernt haben, was für sie in ihrem eigenen Reich zu lernen war.

 

4.5  Die Evolution und die Expansion

1Während der Involvierung und der Evolvierung ist das Bewußtsein der Monaden nur potentiell. In der Involution erwacht das Monadenbewußtsein zu einem ersten Leben. Das Bewußtsein ist dann während der gesamten Involution in den Welten 43–48 nur passiv. Dies bedeutet, daß die Lebensformen der Involution, die Elementalen, Fähigkeit zu eigener Tätigkeit entbehren. Sie müssen durch Schwingungen von außen her, von Wesen, welche selbst Schwingungen hervorbringen können, aktiviert werden. Solche Wesen sind Evolutionsmonaden.

2In der Evolution wird das Bewußtsein also selbstaktiv. Die Aktivierung des Bewußtseins beginnt in der niedrigsten Welt, der physischen Welt (49) und in ihrer dichtesten Molekülart, 49:7, der festen Materie. Erst diese Materie erreicht jene Trägheit und ihre Schwingungen jene Grobheit, welche dafür benötigt wird, daß das erwachende Bewußtsein der Monade beginnen soll, den Unterschied zwischen äußerem und Innerem, zwischen materieller Umwelt und eigenem Bewußtsein aufzufassen. Damit kann die Monade so nach und nach die Gegensätzlichkeit zwischen äußerem Zwang und eigenem Willen auffassen. Die Aktivierung des Bewußtseins beinhaltet ja gerade das Erwachen des Willens.

3Involutionswesen sind Kollektive von Monaden: Atome, Moleküle und Aggregate. Sie haben gemeinsames Bewußtsein. Beispiele für solche Elementalen sind teils die Hüllen der Evolutionsmonaden in den Welten 43–48, teils die „Gedankenformen“ des Menschen, Materieformen, welche jede seiner Bewußtseinsäußerungen in den Mental- und Emotionalwelten bilden. Wenn die Monaden nach abgeschlossener Involution zur Evolution übergehen, können sie als selbständige Wesen fungieren. Sie kleiden sich nun selbst in Hüllen aus Involutionsmaterie und aktivieren das passive Bewußtsein dieser Hüllen. Sie werden Ichs in ihren Hüllen.

4Die Evolution besteht darin, daß die Monaden lernen, immer höheres Bewußtsein in Materiearten immer höherer Welten zu aktivieren. Die Evolution beginnt in der physischen Welt (49), setzt sich in den emotionalen (48) und kausal-mentalen (47) Welten fort. Von der essentialen Welt (46) an geht die Evolution in die Expansion über.

5Die Evolution und die Expansion bestehen aus zwölf größeren Stufen. Durch sechs von diesen arbeiten sich die Monaden in den Welten 49–43 des Sonnensystems hindurch, durch sechs in den kosmischen Welten 42–1. Die zwölf Stufen werden Naturreiche genannt. Das sechste bis einschließlich zwölfte Naturreich nennt man auch die göttlichen Reiche: das erste bis einschließlich siebente.

6Die sechs Naturreiche innerhalb des Sonnensystems sind:

 

     (1) das Mineralreich

     (2) das Pflanzenreich

     (3) das Tierreich

     (4) das Menschenreich

     (5) das Essentialreich in den Welten 46 und 45

     (6) das erste göttliche Reich in den Welten 44 und 43

 

7Die sechs Naturreiche außerhalb des Sonnensystems, im Kosmos, sind:

 

      (7) das zweite göttliche Reich in den Welten 42–36

      (8) das dritte göttliche Reich in den Welten 35–29

      (9) das vierte göttliche Reich in den Welten 28–22

    (10) das fünfte göttliche Reich in den Welten 21–15

    (11) das sechste göttliche Reich in den Welten 14–8

    (12) das siebente göttliche Reich in den Welten 7–1

 

8Die Bewegungsrichtung der Evolution und Expansion ist „hinauf“, was die obigen Zusammenstellungen mit dem Aufzählen der Welten von rückwärts zeigen. Um eine höhere Bewußtseinsart aktivieren zu können, muß die Monade bereits alle niedrigeren Arten aktiviert haben.

9Im Mineral- und Pflanzenreich hat die Monade bereits aktives Bewußtsein, was sich in Initiativkraft und der Fähigkeit spontaner Formbildung zeigt. Dadurch, daß die Monaden eine erste Auffassung von der materiellen Umwelt bekommen, beginnen sie, nach objektivemBewußtsein zu streben. Sie fassen es instinktiv als für klarere und allseitigere Bewußtheit notwendig auf. Dieses Streben hat die Entwicklung der Sinnesorgane der Organismen zum Ergebnis, welche im Tierreich ihren Höhepunkt erreicht. Es ist also die Bewußtseinsaktivierung, welche die erforderlichen Formen, die Organe, schafft; nicht umgekehrt, wie der wissenschaftliche Physikalismus vermutet.

10Mit voll entwickeltem objektiven Bewußtsein, wenn auch nur in den drei niedrigsten Molekülarten (49:5-7) der physischen Welt, ist der Grund zur Entwicklung von Selbstbewußtsein, der Einsicht der Monade, ein eigenes Ich, eine Selbstidentität zu sein, gelegt. Dies wird möglich im Menschenreich. Um dieses schwache Selbstbewußtsein zu befestigen, ist es für Monaden auf niedrigeren Stufen im Menschenreich notwendig, ihre Isolierung von allem anderen Leben zu erleben, sich selbst als etwas von allem anderen Getrenntes zu sehen. Nachdem das Selbstbewußtsein gefestigt worden ist, muß doch diese Selbstbehauptung überwunden werden. Sonst hindert sie die Expansion des Bewußtseins des Individuums zu Gemeinschaft mit immer mehr Individuen. Sicherlich beginnt diese Expansion im übermenschlichen Essentialreich, deutliche Ansätze merkt man aber bereits auf höheren Stufen des Menschenreichs. Beim Eintritt in die Expansion wird das Individuum – während es seine Selbstidentität, sein Selbstbewußtsein bewahrt – mit immer mehreren in gemeinsamer Bewußtheit vereint. Es geht also nicht darum, daß das „Ich in der Weltseele aufgelöst wird“, was manche glauben.

11Die Monade im Menschenreich hat also eine lange Reise hinter sich. Sie hat Bewußtsein aller niedrigeren Grade hinauf bis zum gegenwärtigen menschlichen Bewußtsein in den Welten 47–49 entwickelt.

12Die aufeinanderfolgenden Grade im Erwachen des Bewußtseins bilden gleichsam eine Kette, sodaß höhere Grade aus niedrigeren, die für die Entwicklung der höheren notwendig gewesen sind, entstehen. Ohne die erste passive Bewußtheit konnte das Bewußtsein nicht selbstaktiv werden. Ohne aktive Bewußtheit kann kein objektives Bewußtsein entstehen. Ohne objektives Bewußtsein kein Selbstbewußtsein. Ohne Selbstbewußtsein keine Expansion zu Gruppenbewußtsein.

13Um zusammenzufassen:

   In den Elementalreichen der Involution haben die Monaden passives subjektives Bewußtsein in 43–48.

   In den Naturreichen der Evolution haben die Monaden:

   im Mineral- und Pflanzenreich schwach aktives subjektives Bewußtsein in 49;

   im Tierreich aktives objektives Bewußtsein in 49, aktives subjektives in 48;

   im Menschenreich aktives, objektives, isoliertes Selbstbewußtsein in 49, aktives, subjektives Selbstbewußtsein in 48 und 47;

   im Essentialreich aktives objektives und subjektives Selbstbewußtsein in 49–45 mit gleichzeitigem Gruppenbewußtsein.

 

4.6  Erfahrung und Gedächtnis

1Es gibt keine absolute Unkenntnis. Bereits in der Involution machen die Monaden Erfahrungen und lernen aus ihnen. Dies ist möglich, weil die Monaden ein unzerstörbares Gedächtnis haben. Alle Erlebnisse der Monade, alle Schwingungen, die jemals das Uratom getroffen haben, sind ihm für ewig eingeritzt. Sicherlich wird dieser Gedächtnisinhalt latent. Jeden Tag machen wir diese Erfahrung, wenn so gut wie alles, was wir erleben, aus unserem aktuellen Gedächtnis wegsinkt. Wir vergessen aber eigentlich niemals irgend etwas. Das einmal Erlebte kann wiedererlebt werden, was geschieht, wenn die Monade aufs neue von ähnlichen Schwingungen beeinflußt, ähnlichen Eindrücken gegenübergestellt, in ähnliche Lagen versetzt wird. Aus Erfahrung wissen wir, wie eine Erinnerung aus frühester Kindheit plötzlich mit überwältigender Klarheit vor uns stehen kann.

2Deshalb ist nach Platon „Wissen Wiedererinnerung“. Alles, was wir erfahren, gelernt, gemeistert haben – in diesem oder vorhergehenden Leben – gibt es in latentem Zustand aufgehoben. An das unvergleichlich meiste erinnern wir uns nie: Bruchstücke von Eindrücken, Einzelheiten von Erinnerungen, primitive Einsichten, denen wir in der ständigen Evolution längst entwachsen sind. Obendrein gibt es eine Menge Neigungen und Gewohnheiten, Eigenschaften und Fähigkeiten, die wiederholt und der Monade während unzähliger Inkarnationen fest eingeritzt worden sind. Der Mensch hat ein Teil von solchem, wozu der Grund bereits im Tierreich gelegt worden ist: zum Beispiel Bewegungsfähigkeit, dreidimensionelle Sicht, Sexualität, Aggressivität, Eitelkeit, Verspieltheit. Kennzeichnend sind für das Menschenreich unter anderem Selbstbewußtsein, Sprache, abstraktes Denken, Vorstellungsfähigkeit, Idealismus. Solche Eigenschaften und Fähigkeiten, die man angeboren nennt, sind tatsächlich in früheren Leben erworben worden. Sie sind dann latent und vielleicht viele Male wiedererworben worden. Jedesmal werden sie immer leichter aktualisiert.

3Der Mensch trägt also seine Vergangenheit in viel höherem Grad mit sich herum, als er sich vorstellen kann. Nachdem er in seiner Bewußtseinsentwicklung fortschreitet, bedeutet dies, daß er latent einen schlechteren Menschen herumschleppt, als er aktuell ist, mit allen primitiven Neigungen, von denen er geglaubt hat, er habe sie schon längst hinter sich gelassen. Es kommt auf ihn selbst, seine bewußte Lenkung der Aufmerksamkeit und der Interessen, an, ob dieser Latenz Gelegenheit gegeben werden soll, aufs neue zum Leben erweckt zu werden. Die Macht der Latenz und die Unfähigkeit oder der Unwille des Menschen, sein Bewußtsein zu überwachen, ist ein Teil der Erklärung für das Problem des Bösen. Der Mensch ist nämlich weder gut noch schlecht im absoluten Sinn. Er steht auf dem Niveau, welches er erreicht hat, und hat sowohl die guten als auch die schlechten Eigenschaften des Niveaus. Außerdem hat er die immer schlechteren Eigenschaften sämtlicher niedrigerer Niveaus latent.

4Deshalb ist es so wichtig, daß der Mensch versucht, jene positiven Eigenschaften und wertvollen Fähigkeiten, die seinem gegenwärtigen Niveau des Verständnisses zugehören, wieder zum Leben zu erwecken. Diese latente Lebenserfahrung umfaßt nach rückwärts etliche Inkarnationen. Sein aktuelles Bewußtsein berührt aber nur die gegenwärtige Inkarnation. Dies muß bedeuten, daß das, was der Mensch in einem gewissen Leben aktuell ausdrückt – in Wissen, Einsicht und Verständnis, Eigenschaften und Fähigkeiten, vielseitiger Kompetenz und Interessen – nur ein Bruchteil seiner eigentlichen latenten Kapazität ist. In der Esoterik unterscheidet man deshalb zwischen Persönlichkeit und Individualität. Die Individualität ist der ganze Mensch, wogegen die Persönlichkeit jener kleine Teil, der in einer gewissen Inkarnation aktualisiert wird, ist. Die aktuelle Persönlichkeit besteht teils aus wiedererinnertem Alten (einschließlich Gewohnheiten, Neigungen usw.), teils dem kleinen Neuerwerb, den der Mensch während seines kurzen physischen Lebens schafft. Das allermeiste von dem, was der Mensch kann und versteht, ist also wiedererinnert. Nur einen kleineren Teil hat er als ganz Neues erworben.

 

4.7  Das Wachbewußte und das Unbewußte

1In allen Naturreichen hat die Monade ein wachbewußtes und ein unbewußtes Leben. Das Wachbewußte ist, was das Ich im Jetzt des Augenblicks auffaßt. Das Wachbewußte des Menschen besteht aus Sinneswahrnehmungen, Gefühlen, Gedanken und Empfindungen von Willen. Die Aufmerksamkeit ist der Mittelpunkt, der Brennpunkt im Wachbewußten. Die Aufmerksamkeit zeigt an, daß das Ich anwesend ist. Das Wachbewußte ist damit ein verschwindend kleiner Teil der gesamten Bewußtheit des Menschen. Das unvergleichlich meiste dessen, was die physischen Sinne und überphysischen Hüllen des Menschen registrieren, geht am Ich vorbei. Es ist deshalb kaum eine Übertreibung, das Unbewußte den eigentlichen Menschen zu nennen.

2Das Unbewußte ist teils unterbewußt, teils überbewußt.

3Das Unterbewußte ist das Latente. Es enthält alles, was jemals durch das Wachbewußte hindurchgegangen ist, alles, was die Monade erlebt, alle Erfahrungen, die sie bearbeitet hat, also sämtliche Erlebnisse auch weit vor dem Eintritt in das Mineralreich. Jede Inkarnation setzt gleichsam eine eigene Schicht an Bewußtsein ab. All dies gibt es aufbewahrt, denn das Unterbewußte vergißt nichts. Es liegt bewahrt als Anlage für Eigenschaften und Fähigkeiten und kommt in der Persönlichkeit als Charakterzüge, Möglichkeit zu Verständnis, „Sinn“ für alles Mögliche zum Ausdruck.

4Unmittelbares Verständnis für etwas bedeutet, daß man es in früheren Leben bearbeitet hat. Wovon man früher keine Erfahrung gehabt hat, kann man mit Mühe lernen zu begreifen. Das Begreifen muß sich Schritt für Schritt vorarbeiten. Man kann lernen, solches zu begreifen, was man eigentlich nicht versteht, noch mehrere Inkarnationen hindurch nicht verstehen können wird. Wer versteht und wer nur begreift, „spricht nicht die gleiche Sprache“. Was man versteht, kann man in der Regel auch anwenden und verwirklichen. So doch nicht das, was man bloß begreift. All dies hat mit verschiedener Tiefe im Erleben des Lebens zu tun.

5Das Überbewußte ist das Potentielle. Es umfaßt alle jene höheren Bewußtseinsarten, welche die Monade in der Evolution noch nicht aktiviert hat. Zum Überbewußten gehört nicht nur das normalerweise übermenschliche, kausales und höheres Bewußtsein, sondern auch für die Mehrzahl noch unbekannte Schichten in den für den Menschen kennzeichnenden Bewußtseinsarten. Beispiele für die letzteren sind, emotional, das Erlebnis der Einheit allen Lebens und „Friede, der höher ist als alle Vernunft“ der Mystiker; mental, das Erlebnis der Zusammenfassung der Ideen der großen Denker, ein vorbereitender Zustand vor dem Kontakt mit dem Kausalen.

6Der wachbewußte Mensch steht in Verbindung mit seinem Unbewußten. Ständig nimmt er Impulse von seinem Unterbewußten entgegen. Sie können ihm Gefühle, Stimmungen, Gedanken, scheinbar aus dem leeren Nichts eingeben. Sie können ihn dazu treiben zu sprechen und zu handeln, ohne daß er versteht, warum, oder sich seiner Handlung auch nur bewußt ist. Seltener nimmt er Inspirationen von seinem Überbewußten, zum Beispiel in Form der Intuition, entgegen. In der Hylozoik meint man mit Intuition eine unmittelbare richtige Auffassung eines grßöeren Ursachenzusammenhanges. Sie ist eine Äußerung kausalen Bewußtseins.

7Die Evolution besteht darin, daß die Monade immer höhere Arten von Bewußtsein aktiviert. Anders ausgedrückt, verschiebt die Monade allmählich die Grenze zwischen ihrem Wachbewußten und überbewußten. Unser gegenwärtig Wachbewußtes ist einmal überbewußt gewesen. Auf entsprechende Weise wird unser gegenwärtig Wachbewußtes unserem Unterbewußten zugehören und Teile unseres gegenwärtig Überbewußten werden unser zukünftig Wachbewußtes werden. Womit wir sporadisch und unkontrolliert in unseren besten Augenblicken in Kontakt kommen, in unvergeßlichen Augenblicken tiefen Friedens und der Einheit mit dem Leben, oder wenn wir ungeahnte Kräfte in uns aufbieten und mutig die schwierigsten Probleme und Lagen angreifen, oder wenn wir von plötzlicher Einsicht erreicht werden und eine intellektuelle Eroberung machen, all das, was wir mangels Wissens unser „besseres Ich“ (als ob wir mehr als ein Ich hätten) nennen, wird in der Zukunft unser normales, unser alltägliches Bewußtsein werden.

 

4.8  Der Wille

1Im Kapitel 3.10 wurde erwähnt, die Hylozoik unterscheide zwischen drei artverschiedenen Ursachen für Bewegung: Dynamis, Materieenergie und Wille. Dynamis wirkt direkt in der Urmaterie und in den Uratomen. Die Materieenergie ist Dynamis' indirekte Wirkung in den zusammengesetzten Atomarten 2®49. Sie wird geschwächt mit jeder niedrigeren Atomart, mit jedem Schritt an gesteigerter Uratomverdichtung. Deshalb ist es so, daß die Bewegung in der niedrigsten Materieart, fester physischer Materie (49:7), scheinbar ins Stocken gerät.

2Die Materieenergie ist also Dynamis' Ausdruck durch den Materieaspekt. Auf entsprechende Weise ist der Wille Dynamis' Ausdruck durch den Bewußtseinsaspekt. Dynamis ist an sich blind, ist nicht und kann nie Bewußtsein werden, denn Bewegung und Bewußtsein verbleiben ewig verschiedene Aspekte. Das Bewußtsein kann jedoch dahin entwickelt werden, daß es lernt, Dynamis in der Materie zu lenken, die Energien anzuwenden und sie gegen ein Ziel zu richten. Diese Fähigkeit wird aktives Bewußtsein genannt. Sie liegt potentiell in den Monaden, muß aber, wie alle Fähigkeiten, entwickelt werden. Dies geschieht nicht auf einmal, sondern erst in der Evolution.

3Die Involution ist die Aktualisierung des Monadenbewußtseins. Die Evolution ist die Aktivierung des Monadenbewußtseins. Aktualisierung bedeutet, daß das Bewußtsein geweckt wird, Aktivierung, daß das Bewußtsein nach und nach lernt, die Energien zu beherrschen.

4Es gibt ebensoviele Arten von Willen und aktivem Bewußtsein, wie es Materiearten gibt. Es gibt also 49 Hauptarten von Willen im Kosmos. Die Aktivierung beginnt in der Evolution von unten an, von der niedrigsten Materie 49:7. Der Mensch hat drei Hauptarten von Willen: physischer Wille (49), emotionaler Wille (48), mentaler Wille (47). Nachdem auf der gegenwärtigen Entwicklungsstufe der Menschheit das Emotionalbewußtsein das am stärksten aktivierte ist, so ist der Emotionalwille (das Begehren) beinahe immer stärker als der Mentalwille (der intellektuelle Vorsatz), außer bei der Minderheit, welche ihr Mentalbewußtsein bis zur Beherrschung des Emotionalen entwickelt hat. Jedoch: Eine höhere Art von Willen ist potentiell immer stärker als eine niedrigere. In der Zukunft, wenn die Menschheit das Mentalbewußtsein ebensoweit aktiviert haben wird wie heutzutage das Emotionale, wird der Mentalwille ebenso über den Emotionalwillen herrschen, wie der Emotionalwille heute den physischen Willen beherrscht. Dann erst wird man den Menschen mit gutem Recht als Vernunftwesen bezeichnen können.

5Der Wille beeinflußt die Materie direkt. Täglich beweist dies der Mensch unzählige Male mit seinem physischen Willen, sobald er einen Muskel bewegt. Emotionaler und mentaler Wille beeinflussen ihre bezüglichen Materiearten, geben zu Schwingungen in der Emotional- und Mentalhülle sowie in den umgebenden Materiewelten Anlaß. Noch ist der Wille bei den meisten Menschen schwach entwickelt. Wenn der Mensch schließlich emotionales, mentales und kausales subjektives und objektives Bewußtsein vollständig entwickelt haben wird, hat er auch die entsprechenden Arten von Willen vollendet gemeistert. Mit seinem höheren, kausalen und mentalen Willen kann er dann die physisch-ätherische Materie beherrschen und gewünschte Wirkungen auch in physischer, sichtbarer Materie hervorbringen. Dies ist die uralte Magie: die Macht des Gedankens über die Materie. Die Magie wird ein Geheimnis verbleiben, unerreichbar für alle außer den Wenigen, welche die Versuchung, die unerhörte Macht zu mißbrauchen, überwunden und für alle Zukunft ihre Fähigkeiten in den Dienst der Evolution gestellt haben.

 

4.9  Passives und aktives Bewußtsein

1Das Bewußtsein kann passiv oder aktiv sein. Daß Bewußtsein passiv genannt wird, bedeutet nicht, daß ihm Aktivität fehlt; in dieser Hinsicht ist der Ausdruck „passiv“ irreführend. Aber er bedeutet, daß dem Bewußtsein die Fähigkeit eigener Aktivität abgeht, daß es nicht eigenen Willen hat. Da muß das Bewußtsein von außen her in Tätigkeit gesetzt werden. Sobald die äußere Beeinflussung aufhört, wird das passive Bewußtsein latent (schlummernd). Aktives Bewußtsein hat dagegen Fähigkeit zu spontaner Aktivität, hat eigenen Willen.

2In seiner physischen, emotionalen und mentalen Hülle hat der Mensch sowohl passives wie auch aktives Bewußtsein. Passiv sind die Sinneseindrücke, wenn die Aufmerksamkeit nicht dabei ist. Passiv sind Gefühle und Gedanken, wenn sie sich gleichsam nur einfinden, ohne die überwachung, den Willen, der Aufmerksamkeit des Ichs; wenn Gedanken- und Gefühlsverbindungen unaufhörlich einander jagen, ohne daß wir sie bewußt lenken oder sie wollen. Aber keine Bewußtheit „findet sich gleichsam nur ein“. Jegliche Bewußtheit ist aktiviertes Bewußtsein. Ist sie nicht von der Monade selbst von innen her aktiviert, so ist sie es entweder von außen aus der umgebenden Emotional- und Mentalwelt oder durch Robotfunktionen (Gewohnheiten), welche von der Monade bei verschiedenen Gelegenheiten ausgebildet worden sind und sodann ohne die überwachung durch die Monade wirken.

3Es ist also ein großer Unterschied zwischen „ich denke“ und „es denkt in mir“. Durch ein bißchen Selbstbeobachtung kann sich jedermann selber von dieser Wahrheit überzeugen. Tatsächlich wirken die Hüllen des Menschen zu mehr als 80 Prozent als Roboter, welche umgebende Schwingungen aufnehmen und verstärkt wiedergeben, während die Monade – das Ich untätig zusieht, oft nicht einmal das. Weniger als 20 Prozent der Bewußtheit des Menschen werden von ihm selbst bestimmt. Der Rest ist Robotbewußtheit: physisch, emotional und mental.

4Der Mensch ist eine Monade, welche die Involution durchgemacht und sich durch die drei niedrigsten Naturreiche in der Evolution hindurchgearbeitet hat. Er hat das passive Bewußtsein der ganzen Involution in 43–48 latent. Es ist natürlich, daß diese Latenz in hohem Grad sein Leben prägt, ganz besonders deshalb, weil sein aktives Bewußtsein verhältnismßäig wenig entwickelt ist. Daß der Mensch eine Evolutionsmonade ist, bedeutet nicht, daß er in seinem Monadenbewußtsein ohne weiteres aktiv ist, sondern nur, daß er die Möglichkeit hat. Wie aktiv er sein will, entscheidet er selbst.

 

4.10  Monade und Hülle in Zusammenarbeit

1Alle Formen der Natur haben Leben, irgendeine Art von Bewußtsein. Jegliches Leben hat Gestalt, von Atomen und Molekülen bis zu Aggregaten aus diesen. Beispiele für Aggregate sind organische Lebensformen in der physischen Welt und überphysische Hüllen in höheren Welten. Auch Planeten und Sonnensysteme sind Aggregate, lebende Formen.

2Aggregate der Materiearten 43–48 gehören der Involution an. Diese Lebensformen werden Elementale genannt und haben passives Bewußtsein. Ein Beispiel sind die Hüllen des Menschen aus überphysischer Materie.

3Die Aggregate aus physischer Materie, 49, gehören der Evolution an. Diese Lebensformen, zum Beispiel Mineral, Pflanzen-, Tier-, und Menschenorganismen sowie die Ätherhüllen dieser, haben schwaches aktives Bewußtsein. Es zeigt sich unter anderem in ihrer Fähigkeit zur Selbstgestaltung und zweckmäßigen Anpassung an die Umwelt.

4Die Elementale der Involution haben keine Möglichkeit zu selbstaktivem Bewußtsein. Unter Beeinflussung von außen werden sie aber unfehlbar aktiviert. Durch ihre verschiedenen Reiche lernen die Elementale, alle Schwingungen, von denen sie getroffen werden, aufzunehmen und sie verstärkt wiederzugeben. Mit jedem höheren Reich (niedrigerer Materiewelt) werden sie immer mehr vollendet in der Wiedergabe von Schwingungen, immer vollkommener sich anpassende Roboter.

4Die Monaden in der Evolution brauchen Hüllen, um immer höheres Bewußtsein von 49 an aufwärts aktivieren zu können. Ohne seine beiden physischen Hüllen würden dem Menschen Sinneswahrnehmungen fehlen, ohne Emotionalhülle würde er ohne Begehren und Gefühle sein und ohne Mentalhülle würde er nicht denken können. Die eigenen Schwingungen der Monade sind allzu schwach, um von ihr selbst aufgefaßt zu werden. Aber die Hüllen geben sie mit vielfacher Verstärkung wieder. Damit haben die Hüllen die Aufgabe einer Art von Resonanzböden, wo die Monade mit der schwingenden Saite verglichen werden kann. Gleichzeitig, wie die Monade ihre Hüllen haben muß, ist die Monade als Evolutionswesen für die Hüllen notwendig, um die ansonsten passiven Elementale zu aktivieren. Die Monade und die Hüllen brauchen einander für ihre Bewußtseinsentwicklung im gleichen Ausmaß.

 

4.11  Selbstaktivierung als Sinn des Lebens

1Der Sinn des Lebens ist Bewußtseinsentwicklung. Dies gilt für alle Monaden, unabhängig von der Stufe, worauf sie sich in der Manifestation befinden. Für die Monaden in der Evolution und daher auch für uns Menschen ist Entwicklung dasselbe wie größere Selbstaktivierung des Bewußtseins, welches wir haben: physisch (49:2-7), emotional (48:2-7), mental (47:4-7). Damit wird der notwendige Grund zur Aktivierung von noch höheren Bewußtseinsarten gelegt: kausal (47:1-3), essential (46:1-7) u. s. w.

2Sobald der Mensch Gedanken denkt, mit denen er nichts zu tun haben will, Gefühle hegt, bei denen er einsieht, daß sie unter seinem wirklichen Niveau liegen, ist es das passive Bewußtsein der Hüllen und nicht seine Monade, welches den Bewußtseinsinhalt bestimmt. Sobald der Mensch die Aufmerksamkeit nicht auf irgend etwas Bestimmtes gerichtet hat – entweder etwas in der inneren, subjektiven Welt oder in der objektiven Außenwelt – so ist die Monade untätig und das Ich nicht anwesend. Und wenn das Ich weg ist, sind die Hüllen Herren.

3Die Hüllen sind gute Diener, aber schlechte Herren. 90 Prozent all unseres Leidens beruht auf der einfachen Tatsache, daß unsere Monade ihre Hüllen nicht überwachen will. Die Hüllen nehmen durch Telepathie die negativen Gefühle der Umgebung auf und verstärken sie. Die Monade kann sich weigern, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, wenn sie will. Die Hüllen bewahren unzählige Erinnerungen an negative Gefühle und Ungerechtigkeiten (oft eingebildete), Kränkungen, Schuldgefühle, Scham, Niedergedrücktsein, auf. Die geringste, von der Monade gemachte Assoziation erweckt Erinnerungen zum Leben, und die Monade läßt sich widerstandslos aufs neue durch die gleichen Erlebnisse führen.

4Die einzige Möglichkeit, dieses Leiden loszuwerden, der einzige Weg zu dauerhaftem Glück ist für den Menschen zu lernen, seine Hüllenbewußtheiten zu überwachen. Das macht er dadurch, indem er so oft und so viel er nur vermag im Bewußtsein selbstaktiv ist. Er kann die Fähigkeit, seine Bewußtheit selbst zu wählen, steigern: das will ich haben, das will ich nicht haben. Bewußtseinsüberwachung ist möglich und zuletzt sieht man ein, daß sie notwendig ist. Der Mensch übt sie aus, indem er lernt, aufmerksam zu werden, immer aufmerksamer und dann ständig aufmerksam. Es gilt dies sowohl für die innere, subjektive Welt wie für die objektive Außenwelt. Die hochstehenden, edlen Gefühle, welche alle eigentlich anstelle der negativen besitzen wollen, kommen nicht von selbst. Sie müssen dadurch bewußt hervorgezüchtet werden, indem man ihnen ständig Aufmerksamkeit widmet, sie ständig im Bewußtsein einschärft. Die befreienden Ideen, die neuen Einsichten, die neuen eigenen Bearbeitungen und anderer wertvoller mentaler Bewusstseinsinhalt müssen auch im Bewußtsein festgehalten werden, um in unserem inneren Leben zu lebenden Kräften werden zu können. All dies macht das Ich durch einen bewußten Akt mentalen und emotionalen Willens. Ob wir das als Selbstaktivierung, Konzentration oder Meditation bezeichnen, so ist es doch die gleiche Sache. Es ist auch die schnellste und sicherste Weise, höheres Bewußtsein zu erreichen.

 

Der obige Text ist dem Buch Die Erklärung von Lars Adelskogh entnommen. Copyright © by Lars Adelskogh 2007.