SECHS

 

6.1  Die Bewußtseinsarten des Menschen

1Allein die Esoterik hat die verschiedenen Bewußtseinsarten des Menschen klar definieren können, nämlich, indem sie diese auf Hüllen aus verschiedenen Materiearten zurückführt. Auch auf die deutliche Unterscheidung zwischen emotional und mental haben die Esoteriker die übrige Menschheit aufmerksam gemacht. Sie ist nicht selbstverständlich. Die Menschen stehen in der Evolution auf verschiedenen Stufen, genauer: in der Evolution des Mentalen aus dem Emotionalen heraus.

2Eine höhere Art von Bewußtsein wird aus der nächstniedrigeren Art heraus entwickelt. Die höhere wird aus ihrem passiven Zustand geweckt – aktiviert – durch die niedrigere.

3Anfänglich vermischt sich das Höhere mit dem Niedrigeren, wird von ihm beherrscht, ist von ihm abhängig und kann von ihm nicht getrennt werden. Nach und nach wird das Höhere selbstaktiv und vom Niedrigeren unabhängig. Zuletzt kann auf das Niedrigere ganz verzichtet werden, nachdem das Höhere immer das Wesentliche des Niedrigeren, das Lebenstaugliche in diesem, enthält,  während das Niedrigere das Höhere niemals fassen kann. So geht es immer zu in der Evolution.

4Der Mensch hat physische, emotionale und mentale Bewußtheit. Auf der gegenwärtigen Entwicklungsstufe haben die Menschen das emotionale Bewußtsein am kräftigsten entwickelt. Es wurde einst aus dem physischen entwickelt. Dies geschah zuerst, indem physische Sinneswahrnehmungen emotionale Impulse weckten und beide Bewußtseinsarten sich vermischten. Triebe werden diese Mischformen genannt, worin Physisches über Emotionales herrscht. Später wurden die Emotionen selbst aktiv: Begehren entstand, und mit ihnen konnte der Mensch sein physisches Leben lenken.

5Bereits auf der Barbarenstufe beginnt der Mensch das Mentale durch die emotionalen Begehren zu aktivieren. So richtig wirksam wird dies erst auf der Zivilisationsstufe. Mischformen von emotional und mental entstehen: Gefühl und Phantasie. Das Gefühl ist mehr emotional, die Phantasie mehr mental. Nach und nach kann die Phantasie durch den unemotionalen Gedanken ersetzt werden, einstweilen nur einer Minderheit, denen auf der Humanitätsstufe, möglich. Gegen Ende dieser Stufe zu kann der Gedanke das Kausale in der Mischform Idee aktivieren. Auf der Idealitätsstufe wird das Kausalbewußtsein unabhängig vom Mentalen und arbeitet dann als Intuition.

6Zusammenfassenderweise kann man sagen, daß die immer höheren Bewußtseinsarten des Menschen aus einander heraus von der niedrigsten physischen bis zur höchsten kausalen aktiviert werden: Sinnesempfindung, Trieb, Begehren,  Gefühl, Phantasie, Gedanke, Idee, Intuition.

7In der Evolution des Menschen wird zuletzt das Mentale sowohl das Physische wie auch das Emotionale beherrschen und ersetzen. Aber es ist nicht das Mentale des Normalmenschen, sondern das höchste Mentale, auch das Kausale genannt. Dieses Bewußtsein, welches bei voller Aktivierung so grundsätzlich andersartig ist als alles, wovon der Normalmensch Erfahrung hat, ist das eigentlich echte, menschliche Bewußtsein. Die ganze Evolution im Menschenreich während zehntausender Inkarnationen ist eigentlich der Weg zu und die Vorbereitung für das Kausale, welches erst gegen Ende der Entwicklung im Menschenreich zu aktiviert wird.

8Wir können uns das Kausale als eine Vereinigung höchster emotionaler Edelkeit und höchster mentaler Vernunft vorstellen. Sein Willensaspekt ist weitaus stärker und intelligenter als das emotionale Begehren und der mentale Vorsatz. Dieses schlummernde Kausale hat der Mensch auf zwei Wegen zu aktivieren: durch das höhere Emotionale und das höhere Mentale. Dies ist der wirkliche Wert des höheren Emotionalen und Mentalen. Mit dem niedrigeren Emotionalen und niedrigerem Mentalen hat der Mensch keine wie immer geartete Möglichkeit, das Kausale zu erreichen. So lange der Mensch in diesen Bewußtseinsarten lebt, ist kausale Inspiration ausgeschlossen.

  9Unser niedrigeres Bewußtsein haben wir auch deshalb, daß wir gezwungen werden sollen, es zu überwinden, und damit die Kraft zu entwickeln, die wir für die Eroberung höheren Bewußtseins brauchen.

  10Laßt uns klarmachen, wovon wir sprechen:

   Das niedrigere Emotionale ist 48:4-7, abstoßende Emotionen, „Haß“

   Das niedrigere Mentale ist 47:6 und 47:7, das Gefühlsdenken der Emotionalstufe

   Das höhere Emotionale ist 48:2 und 48:3, anziehende Emotionen, „Liebe“

   Das höhere Mentale ist 47:4 und 47:5, das wirksame Mentaldenken, „gesunder

Menschenverstand“.

   Das höchste Mentale, das Kausale, ist 47:1-3, die Intuition.

   11Diese Bewußtseinsarten werden hauptsächlich auf verschiedenen Stufen aktiviert.

   12Auf der Kulturstufe kann der Mensch das Kausale durch seine höheren Gefühle wecken, auf der Humanitätsstufe sowohl durch höheres Gefühl wie auch höheren Intellekt. Auf der Barbaren- und Zivilisationsstufe gibt es keinen kausalen Kontakt. Den ersten kausalen Kontakt auf der Kulturstufe empfindet der Mensch als ein Gefühl der Verantwortung, nicht nur für sich selbst und seine Nächsten, sondern für die ganze Menschheit. Es ist dies ein Gefühl, welches ihn zu Handlung, zu selbstaufopfernder Arbeit treibt.

 

6.2  Das emotionale Bewußtsein des Menschen

1Das Emotionale ist seiner Natur nach Begehren. Solange sich der Mensch auf der Emotionalstufe befindet, empfindet er das Begehren als antreibenden Willen. Auf der Barbarenstufe, wo sein Mentalbewußtsein nur schwach entwickelt ist, äußert sich das Begehren als unkontrollierte Impulse. Auf der Zivilisationsstufe beginnt die umfassendere Aktivierung des Mentalen und diese geschieht durch das Emotionale. Der Mensch beginnt nachzudenken, unter emotionalem Einfluß. Dies ist das normale Denken, aus dem Begehren geboren und zumeist darauf ausgerichtet, emotionale Bedürfnisse zu befriedigen.

2Indem das Mentale durch das Emotionale aktiviert wird, wird die Mentalhülle zur Emotionalhülle gezogen. Beide Hüllen werden miteinander verwoben und bilden vom Standpunkt der Funktion aus eine einzige Hülle. Dieser Zustand dauert während des grßöeren, restlichen Teils der Evolution im Menschenreich an. Die Verwebung bringt mit sich, daß die rein emotionalen, vernunftlosen Begehren des Barbaren durch die zwei für den Zivilisationsmenschen kennzeichnenden Bewußtseinsarten, Mischformen von Emotionalem und Mentalem, ersetzt werden. überwiegt das Emotionale, wird Gefühl, welches gedankengefärbtes Begehren ist, erhalten. Herrscht das Mentale vor, erhält man Phantasie, welche begehrensbetonter Gedanke ist. Das Begehren ist das Willenselement im Gefühl und das, was der Phantasie Macht gibt. Der Gedanke, das Mentale, gibt jenes Element von Verständnis und Fähigkeit zur Identifizierung, welches in jedem unververfälschten Gefühl vorkommt.

3Alle Arten von Begehren haben eine von zwei Neigungen. Entweder sind sie anziehend (positiv) oder abstoßend (negativ). Die anziehenden ziehen das Ich zum Objekt des Begehrens hin, die abstoßenden stoßen das Ich vom Objekt weg.

4Alle Bewußtseinsäußerungen, welche irgendein emotionales Element enthalten (Begehren, Gefühl, Stimmungen, Phantasie, Ausdrücke des Emotionalwillens) sind deshalb ihrer Natur nach entweder „Liebe“ oder „Haß“. Deshalb ist vom emotionalen Standpunkt „alles Haß, was nicht Liebe ist“.

5Die abstoßenden Emotionen ­– nicht nur „Haß“ im engeren Sinn, sondern auch Neid, Furcht, Zorn, Verachtung, Gereiztheit, Niedergedrücktsein u.s.w – gehören zu den Molekülarten 48:4-7. Die anziehenden Emotionen – „Liebe“ bedeutet auch Zuneigung, Teilnahme, Ehrfurcht, Bewunderung, Großzügigkeit, Opferwillen; alles mit der Neigung, den Haß zu überwinden und den Menschen mit anderen und sich selbst zu versöhnen – gehört den Molekülarten 48:2,3 an. Je höhere Molekülart, desto edlere Gefühle. Die Emotionalentwicklung bedeutet vom Bewußtseinsaspekt her, daß niedrigere Gefühle gegen höhere ausgetauscht werden; materiell gesehen, daß niedrigere Molekülarten in der Emotionalhülle gegen höhere eingetauscht werden.

6Das emotionale Leben des Menschen ist ein Leben der Illusionen. Er ist Opfer für die Anziehung oder Abstoßung des Begehrens, des Gefühls- und Wunschdenkens, welches die Auffassung der Wirklichkeit verzerrt. Das Begehren ist an sich mental blind. Was es „will“, daß etwas sein soll, was es als positv oder negativ aufzufassen wünscht, heißt der Mensch zumeist gut. Im Laufe der Evolution nimmt die Macht der Illusionen im gleichen Takt ab, wie der Mensch lernt, das Emotionale mit dem Mentalen zu lenken. Gänzlich frei von der Macht der Illusionen wird der Mensch erst dann, wenn er das kausale Bewußtsein erobert haben wird.

 

6.3  Das mentale Bewußtsein des Menschen

1Das mentale Bewußtsein des Menschen ist das Bewußtsein der Monade in der Mentalhülle (47:4-7). Das kausale Bewußtsein gehört zur gleichen Art Atommaterie wie das mentale, 47, und wird deshalb auch mitunter das höhere mentale genannt. Laßt uns doch zur Vermeidung von Begriffsverwirrung weiterhin allein den Ausdruck "das Kausale" für diese Art von Bewußtsein anwenden.

2Das Bewußtsein der Mentalhülle ist von viererlei Art, entsprechend den vier Molekülarten. Mit jeder höheren Molekülart werden die Schwingungen feiner, sodaß sie klarere, durchdringendere, mehr überschauende, genauere mentale Auffassung ermöglichen.

3Das niedrigste Mentalbewußtsein (47:7) ist das Schlußsatzdenken vom Grund zur Folge. Es arbeitet langsam, mit Einzelheit nach Einzelheit und ist an anschauliche, physische Dinge gebunden. Der grßöte Teil der Menschheit hat nur diese Art mentalen Bewußtseins aktiviert.

4Das nächsthöhere Mentalbewußtsein (47:6) ist das Prinzipdenken. Es ist das erste abstrakte Denken. Wenn es eine ganze Gruppe von Erscheinungen oder Begriffen überblickt, sucht es solches zu unterscheiden, was allen in die Gruppe eingehenden Elementen gemeinsam ist – es verallgemeinert und sieht ab vom Unwesentlichen, sieht das Grundsätzliche. Oft macht es Erscheinungen absolut, denkt in Begriffen von entweder – oder, weiß oder schwarz (Zweiwertigkeit). Es hat eine auffallende Neigung, Gedankenkonstruktionen über die Wirklichkeit zu setzen. Das Prinzipdenken ist ausgeprägtes Gefühlsdenken. Zumeist ist es das Gefühl, welches entscheidet, was in einer gewissen Sache als die grundsätzliche Betrachtung angesehen werden soll. Das Prinzipdenken ist kennzeichnend für die Mehrzahl der Philosophen und Wissenschaftler, Ideologen aller Art, Theologen u.s.w.

5Das zweithöchste Mentalbewußtsein (47:5) ist das Perspektivdenken. Im Gegensatz zum zweiwertigen Prinzipdenken in 47:6 ist das Perspektivdenken vielwertig, was besagen will: strebt danach, Abstufungen, übergänge und Abschattungen aufzufassen anstelle von Extremlagen von der Art alles oder nichts. Das Perspektivdenken vermeidet, Vorstellungen und Bewertungen absolut zu machen. Es bezieht statt dessen, das heißt: setzt die Dinge in solche Beziehungen zueinander ein, daß sowohl deren relative Berechtigung wie auch unvermeidliche Begrenzung hervorgeht. Das Perspektivdenken versteht, daß „die gleiche“ Sache verschiedene Bedeutung und Funktion in verschiedenen Zusammenhängen und zu verschiedenen Zeitpunkten hat. Perspektivdenken ist für die intellektuelle Elite auf der Humanitätsstufe, einer Minderheit unter Philosophen, Wissenschaftlern u.s.w möglich. Es setzt Denken unabhängig auch vom höheren Emotionalen (48:2,3) voraus.

6Echte esoterische Unterweisung wird immer in Perspektiveideen ausgedrückt. Dies beugt Mißbrauch durch Fanatismus und andere Arten einseitiger Betrachtungsweise vor. Außerdem hilft es dem Studierenden der Esoterik, selbst Perspektivdenken zu entwickeln.

7Die höchste Art von Bewußtsein in der Mentalhülle ist das Systemdenken (47:4). Es wird angewendet, um kausale Intuitionen zu kausal-mentalen Ideen zu konkretisieren. Es denkt nicht mit Begriffen wie das Prinzip- und Perspektivdenken (47:6 und 5), sondern mit ganzen Systemen von Begriffen und Ideen. Das Systemdenken ist der Menschheit noch nicht zugänglich außer den Wenigen, die an der Grenze zur Idealitätsstufe stehen und von den Mitgliedern der planetaren Hierarchie individuellen Unterricht bekommen.

8Der grßöte Mangel des Mentalbewußtseins, auch des Perspektivdenkens, ist, daß es größtenteils aus Fiktionen besteht, was sagen will: Vorstellungen ohne Entsprechung in der Wirklichkeit. Hierher gehören die allermeisten intellektuellen Konstruktionen, alle Spekulationen und Ideologien. Fiktiv sind sie aufgrund von Mangel an Tatsachen von der Wirklichkeit. Auf eigene Faust kann sich die Menschheit nur Wissen (Tatsachen) um den sichtbaren, physischen Teil des Daseins (49:5-7) verschaffen. Für den Rest des Daseins, zirka 99 Prozent, ist der Mensch auf die Tatsachen der Esoterik angewiesen. Ohne diese verbleibt er zutiefst unwissend um das Wesentliche im Dasein, mag er auch das größte mentale Genie sein.

 

6.4  Die Altersklassen der Menschheit

1Die Menschheit unseres Planeten zählt etwa 60 Milliarden Individuen (Monaden). Nachdem gegenwärtig nur ungefähr 5 Milliarden inkarniert sind, bedeutet dies, daß die Mehrzahl in den emotionalen, mentalen und kausalen Welten des Planeten lebt. Sie befindet sich im Ruhezustand in Erwartung einer neuen Inkarnation. Diese liegt für die Mehrheit weit in der Zukunft, nachdem 36 von 60 Milliarden bereits die Kulturstufe und höhere Stufen erreicht haben und daher aus den primitiven Verhältnissen, wie sie in unserer jetzt inkarnierten Menschheit herrschen, nicht viel zu lernen haben. Diese besteht zu etwa 85 Prozent aus Menschen auf der Barbaren- und Zivilisationsstufe.

2Es ist also eine primitivere Minderheit der gesamten Menschheit des Planeten, welche die Mehrzahl der jetzt Inkarnierten ausmacht. Während der Weltgeschichte der letzten 12 000 Jahre haben, im Großen und Ganzen gesehen, dieselben Individuen ein ums andere Mal inkarniert. Auf entsprechende Weise sind Epochen der Zukunft für kollektive Inkarnation höherstehender Menschen vorgesehen. Dies wirft ein Licht auf die Tatsache, weshalb der bekannte Teil der Weltgeschichte die Geschichte des grauenhaftesten Leidens gewesen ist. Der jüngere Teil der Menschheit hat sich austoben und seine Primitivität ausleben können. Die Verhältnisse können sich jedoch rasch zum Besseren ändern. Aber nicht auf die Weise, wie es sich gewisse Okkultisten heute denken, daß das Bewußtsein der Mehrzahl rasch erhöht werde, nur deshalb, weil wir in ein „neues Zeitalter“ einträten. Sondern in erster Linie deshalb, weil immer mehr Gruppen auf der Kultur-, Humanitäts- und Idealitätsstufe zu inkarnieren beginnen und Führer und Lehrer einer richtungslosen Menschheit werden, gleichzeitig wie  große Gruppen der Primitiven für lange Zeit aufhören werden zu inkarnieren.

3Daß Menschen auf verschiedenen Stufen stehen, beruht darauf, daß sie verschiedenes Alter im Menschenreich haben, verschiedenes Alter der Kausalhülle, welche die „Seele“ des Menschen ist. Die Kausalhüllen der Menschen sind von höchst verschiedenem Alter, abhängig davon, daß die Monaden in fünf verschiedenen Zeitabschnitten kausalisiert haben. Die fünfte und letzte Epoche war vor fast 22 Millionen Jahren, während die in den vier früheren Epochen Kausalisierten dies auf anderen Planeten durchmachten und später hierher überführt wurden. Die jüngsten „Seelen“ haben etwa 30 000 Inkarnationen im Menschenreich hinter sich, die ältesten etwa 150 000. Man kann doch die Anzahl der Inkarnationen selbst nicht miteinander vergleichen, nachdem sich das Bewußtsein mit jeder höheren Stufe immer schneller entwickelt.

 

6.5  Die Barbarenstufe

1Die primitivsten Barbarenindividuen können wir nicht mehr länger studieren, nachdem auch die Jüngsten im Menschenreich die Erfahrungen von etwa 30 000 Inkarnationen in ihren Kausalhüllen gesammelt haben. Auch sie haben aber in der Regel noch viele Inkarnationen auf der Barbarenstufe durchzumachen, weil die Entwicklung dort so langsam voranschreitet. Die meisten und wichtigsten guten Eigenschaften hat der Barbarenmensch noch zu lernen.

2Kennzeichnend für den Barbaren ist das Gebundensein an das Physische. Es ist seine einzige Wirklichkeit. Er kann aus nichts anderem lernen als durch eigene physische Erfahrung. Faulheit ist die vorherrschende Eigenschaft. Jedwede Art von Arbeit, alle unnötige Anstrengung widert ihn an. Das einzige, was ihn aktivieren kann, sind physische Bedürfnisse und entzündete Leidenschaften. Auf dieser Stufe wird die niedrigere Emotionalität gebraucht, um den Menschen überhaupt zu aktivieren. Es ist die Tragik unserer Menschheit, daß diese Emotionalität negativ und abstoßend ist. Sie äußert sich als Neid, Furcht, Verachtung, Gier, Grausamkeit, Rachsucht, Verdächtigung, Zorn.

3Der Unterschied zwischen höchstem und niedrigstem Niveau auf der Barbarenstufe (es gibt 400 Niveaus) zeigt sich in erster Linie in der mentalen Entwicklung: auf höheren Niveaus immer raschere Verstandesauffassung und größere allgemeine Lebenserfahrung. Die mentale Aktivierung ermöglicht feiner abgestufte Gefühle. Es gibt viele Abstufungen zwischen blinder Brutalität, List und einer Selbstsucht, die zu gewisser Rücksicht bereit ist.

4Das Denken der Barbarenstufe ist nachahmend. Das Herkömmliche und übliche, überlieferungen, Aberglaube bestimmen, was das Individuum denken soll. Die Logik baut auf einfachstem ähnlichkeitsschluß, Gleichnis, z.B. Argumentieren mittels Sprichworten. Was das Individuum für wahr halten soll, wird nur vom Glauben – dem blinden Gutheißen des Gefühls – entschieden. Alles Neue, alle Abweichungen von eingewurzelten Gewohnheiten und Denkweisen, wird verworfen. Sollten die Ansichten anderer Zweifel zum Leben erwecken, so wird dieser ebenso absolut und urteilslos wie der Glaube. Auf den höchsten Niveaus der  Barbarenstufe und in zivilisierter Umgebung kann der Intellekt eine gewisse Stärke erreichen. Dann erwacht das Bedürfnis zu wissen, was gedacht oder gesagt werden soll.

5Das emotionale Bewußtsein der Barbarenstufe bewegt sich zumeist innnerhalb 48:5-7, den eigentlichen abstoßenden Emotionen (48:4 stellt eine übergangsstufe zu den anziehenden dar). Die Mentalität der Barbarenstufe reicht nicht über 47:7.

 

6.6  Die Zivilisationsstufe

1Auf der Barbarenstufe lebt der Mensch im Physischen und identifiziert sich mit seinen gegen das Physische gerichteten Emotionen. Auf der Zivilisationsstufe lebt er im Emotionalen und identifiziert sich mit seinen Gefühlen und Illusionen. Zivilisations- und Kulturstufe bilden den eigentlichen Emotionalabschnitt in der Evolution des Menschen. Auch wenn sich die Vernunft während dieses Abschnittes entwickelt, so ist das emotionale Bewußtsein das wesentliche. Auf dieser Stufe ist das Individuum in seinem Fühlen, Denken und Handeln von emotionalen Beweggründen bestimmt.

2Der Mensch identifiziert sich mit seinem herrschenden Wesen. Auf der Emotionalstufe sind die Gefühle dieses „Wesen“, das, was der Mensch als sein „eigentliches Ich“ auffaßt. Wenn die Gefühle nicht aktiv sind, fühlt sich der Mensch träge und leer und das Leben wirkt sinnlos. Auf dieser Stufe fehlt den meisten Menschen die Fähigkeit, selbst ihr Bewußtsein anzuleiten, das Gefühl auf etwas Gewisses zu richten, ihre negativen Emotionen zu überwachen. Widerstandslos sind sie das Opfer wechselnder Gefühle. Für Positivierung sind sie abhängig von einem Anreiz von außen: Gesellschaftsleben, Vergnügungen, u.s.w.

3Auf der Zivilisationsstufe haben noch immer die negativen und abstoßenden Gefühle die Vorherrschaft über die positiven, anziehenden. Sicherlich kann der Zivilisationsmensch Teilnahme, Dankbarkeit, Zuneigung und Bewunderung fühlen. Die Selbstsucht ist aber oft der stärkere Faktor. Mit ihrer Hilfe müssen die positiven Gefühle hervorgelockt werden, sie machen sich selten von sich aus geltend.

4Mit der Entwicklung des Intellektes bekommen die Selbstsucht und die abstoßenden Emotionen feiner abgestufte Ausdrücke. Dieser „zivilisierte Haß“ zeigt sich am deutlichsten in allgemeiner Unduldsamkeit und Moralismus. Solange der Mensch nicht geschätzt wird, wie er ist, solange will man ihn zu einem anderen machen, solange man seine Eigenart nicht achtet – wenn er damit nicht das gleiche Recht anderer auf dasselbe kränkt – solange haßt man ihn auch. Denn „alles ist Haß, was nicht Liebe ist“. Auf der Zivilisationsstufe gibt es noch vieles, von dem die Unerfahrenen glauben, es sei bereits auf derBarbarenstufe überwunden worden. Es bedarf aber keiner großen Beanspruchung, um den dünnen Zivilisationsfirniß aufzureißen und die unterliegende Barbarei bloßzulegen. Auf den höheren Niveaus in der Zivilisationsstufe entwickelt sich das Prinzipdenken („der Intellekt“) mächtig. Dieses Emotionaldenken ist unerhört überbewertet worden. Wohl hat es seine Wirksamkeit im Manipulieren der physischen Materie gezeigt, hat uns Technik und Gesellschaftsformen gegeben. Jedoch, es hat sich als untauglich erwiesen, dem Menschen eine Erklärung der Welt oder auch nur vernünftige Richtlinien für menschliches Zusammenleben zu geben. Im Gegenteil, das Emotionaldenken ertränkt die Menschheit in Fiktionen aufallen Gebieten des Lebens: Religionen, politische Ideologien, philosophische Anschauungen sowie Hypothesen der Wissenschaft. Es ging ganz ausgezeichnet, diesen Intellekt in den Dienst der Barbarei zu stellen.

5Die Emotionalität der Zivilisationsstufe bewegt sich innerhalb 48:4-7. Ihre Mentalität reicht nicht über 47:6 hinaus.

  

6.7  Die Kulturstufe

1Auf der Kulturstufe erwacht der Mensch zur Einsicht von der Notwendigkeit, anziehende Gefühle zu pflegen und sie anzustreben. Der Haß und die Selbstsucht werden erst überwunden werden, wenn das liebevolle Verständnis die Einstellung zu den Mitmenschen bestimmt. Diejenigen, welche diese Stufe bereits erreicht haben, stellen die Elite der Menschheit dar. Noch immer ist der Kulturmensch Emotionalwesen. Jedoch nicht länger das niedrigere (48:4-5), sondern das höhere Emotionale (48:2,3) wird immer mehr die dynamische Kraft im Denken und Handeln. Mit jedem höheren Niveau innerhalb der Stufe machen sich die höheren Gefühle und menschlicheren Betrachtungsweisen immer stärker geltend. Am wichtigsten ist, daß das bis jetzt passive Kausalbewußtsein aktiviert zu werden beginnt. Wenn Emotionalschwingungen die Kausalhülle erreichen können und sie in Tätigkeit setzen sollen, müssen sie zumindest 48:3 angehören. Kausale Inspirationen von 47:3 äußern sich in immer stärkerem, richtigerem Lebensinstinkt, in mit dem Sinn des Lebens und den Lebensgesetzen übereinstimmenden Werten und Idealen, geben wegweisende Ahnungen.

2Der Kulturmensch muß für Ideale leben können, hat das Bedürfnis, etwas Größerem zu dienen, als er selbst ist. Es hängt dies damit zusammen, daß, als Ergebnis eines ersten kausalen Kontakts, die Bewußtheit der Einheit allen Lebens zu erwachen beginnt. Je mehr dieses Einheitsdenken die Betrachtungsweise des Menschen und sein Wirken in der Gesellschaft bestimmen und durchdringen darf, desto mehr nähern wir uns wirklicher Kultur. Kultur im esoterischen Sinn erreicht man durch Leben in übereinstimmung mit den Lebensgesetzen. Nur eine Minderheit der gegenwärtigen Menschheit hat die Kulturstufe und höhere Stufen erreicht. Dies hat mit sich geführt, daß keine Nationen oder Gesellschaften in geschichtlicher Zeit Kulturen, sondern höchstens Zivilisationen gewesen sind.

3Die auf niedrigerer Stufe können nicht solches verstehen, was höherer Stufe angehört. Deshalb herrscht allgemein tiefe Unkenntnis davon, was Kultur ist. Was man allgemein mit Kultur meint, ist die Kultur der Form: Malerei, Musik, Schrifttum, Bildhauerei, Tanz, Baukunst, u.s.w. Die Kultur des Bewußtseins ist aber weitaus wichtiger. Dazu gehört die Emotional- und Mentalkultur.

4Die Emotionalkultur ist die bewußte Veredelung des Gefühlslebens und gehört zur Kulturstufe. In dem Maße, wie Emotionalkultur verwirklicht wird, entstehen liebevolles Verständnis für alles Lebende, richtige menschliche Beziehungen und universelle Brüderlichkeit.

5Die Mentalkultur ist die Steigerung des Gedankenlebens in durchdachtem Verfahren und gehört zur Humanitätsstufe. Wo die Mentalkultur verwirklicht wird, wird jener höhere, kausale Intellekt, welcher alle Wissensprobleme der Menschheit löst und einen ersten Schritt zu immer höherem Bewußtsein (essential, superessential usw.) darstellt, entwickelt.

6Die Kultur der Form soll auf der Kultur des Bewußtseins aufgebaut sein und aus ihr natürlich hervorgehen. Dann werden ihre Schöpfungen schön, veredeln Gefühl und Gedanke und bauen auf. Die Kraft des Schönheitserlebnisses, den Menschen auf höhere Niveaus zu heben, ist noch wenig verstanden. Denn für die Mehrzahl der Menschen ist das Schönheitserlebnis der nächstliegendste und leichteste Weg zum Kontakt mit höheren Wirklichkeiten. Hier hat die Formkultur – die Kunst im weitesten Sinn – eine sehr große und edle Aufgabe vor sich.

7Und nicht nur die Kunst. Die lebende Natur ist unsere wichtigste Quelle für das Erlebnis der Schönheit der Formen. Die Natur unzerstört zu bewahren als notwendig für das körperliche überleben des Menschen, sehen heutzutage immer mehr ein. Wie viele sehen aber ein, daß dies auch für das seelische überleben des Menschen notwendig ist?

8Auf den höchsten Kulturniveaus wird der Mensch Mystiker. Er kann Gefühlsgebiete erreichen, welche zuvor überbewußt gewesen waren und wo er für die bisher aktivierte Intellektualität keine Verwendung hat. In Zustand der Verzückung erlebt er die Einheit des Lebens jenseits aller Vorstellungen der Vernunft. Die Phantasie entwickelt sich mächtig, er verliert sich im Unaussäglichen und „Unendlichen“. Die Emotionalentwicklung wird mit einer Inkarnation als Heilige(r) (emotionales Genie, 48:2) abgeschlossen. Während dieser Inkarnation hat er die Möglichkeit, alle bisher erworbenen anziehenden, emotionalen Eigenschaften wieder zum Leben zu erwecken. Von nun an wird der Mensch danach streben, mental beherrscht zu werden.

9Die Emotionalität der Kulturstufe bewegt sich innerhalb 48:3-5. Die zwei niedrigsten Bewußtseinsarten, 48:6,7, sind größtenteils als allzu primitiv, als Ausdruck für Haß und krasse Selbstsucht, überwunden worden. Gegen Ende der Stufe zu erreicht der Mensch 48:2. Die Mentalität ist die gleiche wie auf der Zivilisationsstufe, 47:6,7.

 

6.8  Die Humanitätsstufe

1Auf der Kulturstufe wird das Emotionale unumschränkt herrschend und erreicht höchste Kapazität. Das Mentale reicht aber nicht über Prinzipdenken, 47:6, hinaus. Der Kulturmensch sieht auch ein, daß er die großen Probleme mit seinem Intellekt nicht lösen kann: den Sinn im Dasein, die Lösung des Lebensrätsels zu finden. Er hat aber auch keinen Bedarf an intellektuellen Lösungen. Auf den Mystikerniveaus (den höheren Kulturniveaus) hat er ein nicht-intellektuelles Erlebnis der Einheit allen Lebens, was er mit typisch mystischem Sprachgebrauch „Gott“ nennt, und er bekommt von seinem eigenen überbewußten Inspiration, welche er oft „Gottesgegenwart“ nennt. Dies gibt ihm Gewißheit von den rechten Lebenswerten. Die Gewißheit ist jedoch subjektiv und individuell. Eine objektiv haltbare, allgemeingültige Weltanschauung gibt sie ihm nicht.

2Das Bedürfnis einer haltbaren Erklärung der Wirklichkeit macht sich auf der Humanitätsstufe stark geltend. Der Mensch begnügt sich nicht länger damit, sich wie die Mystiker in Phantasien zu verlieren, sondern fordert Klarheit in allem und Tatsachen für alles. Auf dieser der eigentlichen Mentalstufe strebt der Mensch danach, die Wirklichkeit und das Leben zu verstehen. In diesem Streben entdeckt er mehr und mehr das Trügerische des bloß Subjektiven, emotional (Illusionen) wie mental (Fiktionen). Er versucht, die objektiv allgemeingültigen Grundfesten für eine Welt- und Lebensanschauung zu finden. Während dieses Suchens aktiviert er Perspektivdenken, 47:5, weil er die Fiktionen in der Theologie, Philosophie und Wissenschaft durchschauen lernt. Oft ist er eher Skeptiker, Atheist oder Agnostiker, als daß er überhaupt an irgendetwas glaubt.

3Mit der Aktivierung des Perspektivdenkens macht sich die Mentalhülle nach und nach von der Verwebung mit der Emotionalhülle frei. Damit wird das Denken aus der Abhängigkeit vom Emotionalen freigemacht, was sachliches Urteil, gesunden Menschenverstand ermöglicht. Einmal freigemacht von der Emotionalhülle, kann die Mentalhülle beginnen, sich an deren Stelle der Kausalhülle zu nähern. 47:5 sind die niedrigsten mentalen Schwingungen, welche die Kausalhülle zu Tätigkeit anregen können. Zwischen den beiden Hüllen entsteht eine Wechselwirkung. Der Mensch merkt dies subjektiv, indem er für Inspirationen von seinem kausalen Überbewußten immer empfänglicher wird. Es ist dies der Vorratsspeicher für seine Erfahrungen aus allen Inkarnationen im Menschenreich. Es ist eine ungeheure Lebenserfahrung, die beginnen kann, sich geltend zu machen. Wenn er, wie Sokrates, zur Einsicht gelangt ist, daß der Mensch nichts wissen kann (auf eigene Faust herausbekommen), was wert zu wissen ist, ist er reif dafür, Kenntnis vom esoterischen Wissen um die Wirklichkeit zu bekommen. Nunmehr, nach dem Jahre 1875, als wesentliche Teile des Wissens zur Veröffentlichung freigegeben wurden, kann der Mensch das Wissen in einem mentalen System, welches als die einzig haltbare Arbeitshypothese anzunehmen ihn seine Vernunft zwingt, bekommen. Tatsächlich sollte die Esoterik das letzte sein, was er studiert, nachdem er alles andere geprüft und verworfen hat.

4Nun endlich ist das Irren zu Ende. Nun weiß der Mensch endlich, weshalb er lebt und wohin er eigentlich unbewußt in so vielen Leben gestrebt hat. Wissen wird zur mächtigsten Waffe in seiner laufenden Eroberung höherer Bewußtseinsarten und Fähigkeiten. Nun kann die Entwicklung des Menschen bedeutend rascher vor sich gehen, nachdem er gelernt hat, wohin, weshalb und wie er sich entwickelt; nachdem er die Gesetze für die Selbstverwirklichung und deren Anwendungsweise kennengelernt hat.

 

6.9  Die Idealitätsstufe

1Die Idealitätsstufe ist der letzte Abschnitt in der Evolution des Menschen als Mensch. Hier kann das Ich erkennen, was es werden wird. Der Übermensch, das Ich mit verwirklichtem Einheitsbewußtsein, ist der nächste Schritt.

2Für den Barbaren ist die Einheit unfaßbar. Sein eigenes Recht ist das einzige, was ihn interessiert. Anderen wird gestattet, nur solange zu leben, wie es ihm gefällt oder paßt. Der Zivilisationsmensch sieht ein, daß sich  „Zusammenarbeit lohnt“, wenn er nur selbst nichts dafür zu opfern braucht. Erst beim Kulturmenschen erwacht die Einsicht, daß Einheit der Sinn des Lebens ist. Erst auf dieser Stufe werden Einheit, Dienen und richtige menschliche Beziehungen zu Bedürfnis. Erst dort wird sich der Mensch auch klar darüber, daß er sich selbst verändern, veredeln, seine innewohnenden Möglichkeiten in Richtung auf das Ideale zu verwirklichen muß.

3Kultur- Humanitäts- und Idealitätsstufe sind Abschnitte in dieser bewußten Selbstverwirklichung. Auf der Kulturstufe mit ihrer vorherrschenden Emotionalität fehlt oft Sinn für Proportionen, fehlt Verständnis dafür, daß Entwicklung Zeit braucht. Die Illusionen der Phantasie lassen den Menschen auch glauben, er sei bereits am Ziel, habe bereits „Gottesbewußtsein“, „kosmisches Bewußtsein“ usw., verwirklicht, sobald er eine mystische Schau (emotionale Hellsicht in 48:3) erhalten hat. Genug wohlmeinende, aber richtungslose Schwarmgeister gibt es auf dieser Stufe. Auf der Humanitätsstufe muß sich der Mensch durch die gesammelten intellektuellen Fiktionen der Menschheit hindurcharbeiten und deren Unhaltbarkeit einsehen. Zuletzt lernt er, die ganze Tragweite dieser großen Arbeit einzusehen. Er sieht dann ein, daß da viele Leben von der ersten Auffassung eines Ideals oder einer Vision bis zur Verwirklichung aufgehen können. Auf der Idealitätsstufe eignet er sich schließlich jenen unbesiegbaren Willen und jene Zielbewußtheit an, welche alles, was der Mensch werden soll, verwirklicht. Das Ideal wird Wirklichkeit, davon der Name dieser Stufe.

4In seiner Vollkommenheit wird dies erst möglich, nachdem der Mensch mit jenen planetenumspannenden Intelligenzen, welche die Evolution auf unserer Kugel leiten, in Verbindung getreten ist. Der Mensch wird ihr Lehrling und bekommt von ihnen das Wissen, was er braucht, aber sich auf eigene Faust nicht verschaffen kann. Er wird deren tätiger Sendbote unter den Menschen und vervollkommnet bei dieser Arbeit nach und nach jene zwölf essentialen Eigenschaften, welche die Zusammenfassung aller guten menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten bilden. Danach ist er mit dem Menschenreich fertig.

 

6.10  Das Leben zwischen den Inkarnationen

1Laßt uns gleich am Anfang mit einer Feststellung beginnen: „Es gibt keinen Tod“ im Kosmos, Tod in der Bedeutung von Erlöschen des Ichs. Es gibt allein den Wechsel zwischen verschiedenen Daseinsformen, Übergang zwischen verschiedenen Materiewelten mit unterschiedlichen Bewußtseinszuständen. Wenn der Mensch in seinem Innersten nicht an seinen eigenen Tod glaubt, kann dies darauf beruhen, daß er eine unterbewußte Erinnerung mit sich herumträgt: so viele Male „gestorben“ zu sein, die physische Welt verlassen zu haben nur um zum Leben in einer anderen zu erwachen, daß die Sache ihn eigentlich gar nicht schrecken kann.

2Wir sterben deshalb, auf daß wir wiedergeboren werden können, und wir werden deshalb geboren, weil wir vorher gestorben sind. Die eine Form des Bestehens bedingt die andere. Wenn wir die Leben in Inkarnation und die Leben in Diskarnation (heraus aus dem Organismus) mit Tagen und Nächten vergleichen, so entspricht unser Aufenthalt im Menschenreich von Kausalisierung zu Essentialisierung einem fünfhundertjährigen Leben.

3Von den fünf Hüllen der Menschenmonade ist nur die Kausalhülle im Menschenreich beständig. Sie wächst während der Inkarnationen mit allen neuen Erfahrungen, die das Ich macht; sie werden in der Hülle in Gestalt von Mentalatomen (47:1) und Kausalmolekülen (47:2,3) aufbewahrt. Die vier niedrigeren Hüllen werden nach dem Ende jeder Inkarnation aufgelöst und neue werden vor dem Beginn jeder Inkarnation geformt.

4Beim Sterben wird die Ätherhülle mit den drei höheren Hüllen vom Organismus losgerissen. Danach ist keine Wiederbelebung mehr möglich, sondern der Zerfall des Organismus’ beginnt sofort. Während die Emotional-, Mental- und Kausalhülle sich ihrerseits von der Ätherhülle freimachen, verweilt diese in der Nähe des Organismus’. Die Ätherhülle löst sich im gleichen Takt wie der Organismus auf. Deshalb ist Leichenverbrennung der Beerdigung vorzuziehen, nicht nur vom hygienischen Standpunkt, sondern auch, um eine raschere Freimachung vom Physischen zu fördern.

5Wenn die Monade ihren abgenützten Organismus mit seiner Ätherhülle verläßt, lebt sie in ihrer Emotionalhülle weiter. Sie wird allmählich aufgelöst. Danach übersiedelt das Ich zur Mentalhülle. Wenn diese aufgelöst worden ist, übersiedelt die Monade schließlich zur Kausalhülle. Nachdem nur wenige diese Bewußtseinsart aktiviert haben, wird dieses Leben für die allermeisten zu einem traumlosen Schlaf. In schlafendem Zustand wartet das Ich die Wiedergeburt zur physischen Welt ab. Diese ist nämlich die wichtigste der drei Welten (47–49) des Menschen, jene Welt, in der er sich entwickelt. Das Leben zwischen den Inkarnationen ist eine Ruheperiode, während welcher der Mensch selten etwas wirklich neues lernt, sondern nur (bestenfalls) die Erfahrungen der letzten Inkarnation ungestört bearbeiten kann. Je früher sich der Mensch von seinen alten Inkarnationshüllen befreien, neue formen und in diesen zur physischen Welt wiederkommen kann, desto schneller entwickelt er sich.

6Der Kreislauf von Diskarnation (das Verlassen des Physischen) zur Reinkarnation besteht aus vier Abschnitten.

7Während des ersten Abschnitts lebt die Monade in der Emotionalhülle. Nach einer (gewöhnlich) kürzeren Zeit der Bewußtlosigkeit erwacht das Ich zum Selbstbewußtsein in der Emotionalwelt, so, wie es früher in der physischen Welt lebte. Der Unterschied besteht darin, daß eine Welt mit ihren kennzeichnenden Kontaktmöglichkeiten verschwunden ist. Nachdem der Mensch der kräftig aktivierten physischen, objektiven Bewußtheit (der Sinne 49:5-7) beraubt worden ist, findet er sich plötzlich im Besitz einer gewissen objektiven emotionalen Bewußtheit. Um ein Gleichnis zu geben: In kräftigem Sonnenlicht faßt man die Flamme einer Wachskerze nicht auf. Ungefähr so kann man sich denken, daß eine schwächere überphysische objektive Bewußtheit gedämpft wird, solange der Mensch im Physischen lebt und die Aufmerksamkeit auf diese Wirklichkeit gerichtet hat. Die emotionale „Sicht“ ist jedoch auf die drei niedrigsten Molekülarten, 48:5-7, begrenzt. Die Gegenstände in dieser Materie entsprechen den Materieformen der physischen Welt in 49:5-7. (Niedrigere Materie enthält alle höhere.) Deshalb glaubt der Neuankömmling auch oft, er lebe noch immer in der physischen Welt.

8Nach und nach wird die Emotionalhülle von der niedrigsten Molekülart (48:7) an aufgelöst. Wenn die drei niedrigsten (48:5-7) aufgelöst worden sind, hat der Mensch keine Kontaktmöglichkeit mit der sichtbaren physischen Welt mehr. In den drei höchsten Molekülarten (48:2-4) der Emotionalwelt sind die Materieformen Phantasieschöpfungen der Einwohner. Die Emotionalmaterie formt sich nach dem Willen des Begehrens. Die Formung ist ein Werk des Augenblicks und geschieht zumeist unbewußt. Deshalb fungiert dieser höhere Teil der Emotionalwelt als eine Art „Paradies“, wo die Gläubigen verschiedener Religionen alle ihre Wünsche um Seeligkeit erfüllt bekommen. Ohne das Wissen der Esoterik um diese Verhältnisse ist es unvermeidlich, daß der Mensch all dies als das Himmelreich und sein Endziel in der Ewigkeit annimmt.

9Während des zweiten Abschnittes, nach endgültiger Auflösung der Emotionalhülle, lebt der Mensch in der Mentalhülle. Nachdem er keine Möglichkeit zu mentalem, objektivem Bewußtsein hat, wird das Leben in der Mentalwelt ein absolut subjektives Gedankenleben. Der Mensch ahnt nicht einmal, daß es um ihn herum eine materielle Wirklichkeit gibt. Nachdem es Leid nur in der physischen und emotionalen Welt gibt und auch dort nur in deren drei niedrigsten Molekülarten (49:5-7, 48:5-7), gibt es in der Mentalwelt nichts, was stören oder beunruhigen kann. Die Empfindung von Seligkeit, Vollkommenheit, Allwissenheit und Allmacht des Menschen wird in diesem gänzlich nach innen gewendetem Dasein absolut. Alles Streben, alle Pläne, die im physischen Leben nie verwirklicht wurden, werden in dieser Phantasiewelt zu vollkommenen Realitäten. Alle jene, die der Mensch treffen will, gibt es auch bei ihm im gleichen Augenblick. Das Dasein in der Mentalwelt entspricht den Legenden der Religionen vom „Himmel“ und ist ebenfalls gedacht als ein Dasein der Freude und des Vergessens (des Physischen).

10Nach Auflösung der Mentalhülle folgt der dritte Abschnitt, das Leben in der Kausalhülle in der Kausalwelt. Nur wer die kausale Intuition während seines physischen Daseins aktiviert hat, kann ein bewußtes, kausales Leben führen. Dasselbe gilt für alle Eigenschaften und Fähigkeiten – sie müssen in physischem Leben erworben werden. Nur der kausal Selbstbewußte hat auch ununterbrochenen Zusammenhang des Bewußtseins von Inkarnation zu Inkarnation. Alle übrigen schlafen in der Kausalhülle ein. Wenn sie schließlich erwachen, gibt es keine Erinnerungen an die vorhergehende Inkarnation, nachdem die Emotional- und Mentalhüllen, welche diese aufbewahrten, schon vor langer Zeit aufgelöst worden sind.

11Wie lange das Leben in Emotional- und Mentalwelt dauert, hängt also von der Lebensdauer der Hüllen ab. Die der Emotionalhülle kann sich in ebensoweiten Grenzen ändern, wie die Lebensdauer des Organismus’, von einigen Jahren zu hundert oder mehr. Im Großen und Ganzen ist die Lebensdauer der Hüllen abhängig vom Bedürfnis des Menschen, die während des physischen Lebens in der Hülle gesammelten besonderen Erfahrungen zu bearbeiten. Es gibt Menschen, die emotional so veredelt sind, daß sie bereits im Augenblick des Todes die niedrigeren Materiearten der Emotionalhülle (48:5-7) zu unmittelbarer Auflösung fahren lassen können. Und wiederum gibt es jene, welche ihre physischen Erfahrungen, während sie sie machten, mental so intensiv bearbeitet haben, daß sie ihr Leben in der Mentalwelt, welches ansonsten hunderte von Jahren dauern kann, beachtlich verkürzen können. Die Lebensdauer der Mentalhülle hängt sonst davon ab, wieviel der Mensch während seines physischen Lebens an Ideen gesammelt hat und wie stark sie waren. Das bewußte oder (zumeist) unbewußte Leben in der Kausalwelt kann ebensolange dauern, wie das Leben in der Mentalwelt, falls die Verhältnisse im inkarnierenden Teil der Menschheit ungeeignet sind: zu hohes allgemeines Niveau für die Inkarnation eines primitiven Menschens oder umgekehrt zu niederes für die Inkarnation eines entwickelten Menschen.

12Der vierte Abschnitt beginnt damit, daß der Mensch zu neuer Inkarnation geweckt wird. Ein Fötus ist dann bereits für ihn im Körper der werdenden Mutter geformt worden. Das Begehren nach neuem Leben zieht den Menschen an das Physische heran. Instinktiv formt er mit Hilfe der Kausalhülle eine neue Mental- und Emotionalhülle. Die Anknüpfung der Monade in ihren drei Hüllen an die beiden physischen Hüllen beginnt im Geburtsaugenblick, wenn die neue Inkarnation beginnt. Gewöhnlich geschieht dies beim „ersten Schrei“. Vorher fehlt dem Fötus „die Seele“ und er wird zum Tierreich gerechnet.

13Das kleine Kind ist zwar eine neue Persönlichkeit, aber ein altes Individuum. Das Neue sind die neuen Inkarnationshüllen, das Alte ist die Monade in der Kausalhülle mit allen Lebenserfahrungen, Eigenschaften, Fähigkeiten, ausgebildeter Eigenart. Weil die älteren Hüllen verlorengegangen sind, gibt es (vor der Idealitätsstufe) keine Erinnerung an früheres Dasein, wohl aber gibt es allgemeine Erfahrungen als Anlagen bewahrt. Wie gut es dem Individuum in seiner neuen Inkarnation glückt, dieselben wiederzuerwecken, hängt von Gelegenheiten zu Wiedererinnerung, Entwicklung, Selbstverwirklichung, Hilfe und Verständnis der Mitmenschen ab.

 

Der obige Text ist dem Buch Die Erklärung entnommen. Copyright © by Lars Adelskogh 2007.