ACHT

 

DAS SELBSTGESETZ

 

8.1  Selbstverwirklichung

1Selbstverwirklichung bedeutet, das zu verwirklichen, was man potentiell ist. Jegliches Leben ist seinem Wesen nach göttlich. Das bedeutet, daß alle Monaden dereinst ihre innewohnende potentielle Göttlichkeit verwirklichen werden.

2In den drei niedrigsten Naturreichen wird das Bewußtsein der Monaden in den Gruppenseelen automatisch durch unvermeidliche Lebenserfahrungen entwickelt. Im Menschenreich aber erwacht das Selbstbewußtsein zum Leben, und damit tritt das Selbstgesetz in Funktion.

3Als Menschen müssen wir also selbst beginnen, den langen Weg zu wandern, uns durch eigene Arbeit jene Erfahrungen, Einsichten, Eigenschaften und Fähigkeiten anzueignen, welche uns in immer höhere übermenschliche Reiche führen sollen und uns zuletzt, im höchsten göttlichen Reich, uns kosmisch allwissend und allmächtig machen. Das Gesetz für die Selbstverwirklichung gilt für jedwedes selbstbewußte Leben.

4Das Selbstgesetz besagt, daß die Entwicklung des Individuums die ureigene Sache des Individuums ist, daß niemand anderer als es selbst es entwickeln kann. Dies ist so, nachdem das, was sich entwickelt, die Eigenart, das ewig Einzigartige bei jedem Individuum ist.

5Das Selbstgesetz macht klar, daß die Bewußtseinsentwicklung des Menschen von ihm selbst abhängt, wie viele Inkarnationen er auch dafür brauchen mag. Die größten Hindernisse für unsere bewußte Selbstverwirklichung sind unsere Wahnvorstellungen, die uns in die Irre leiten, unsere emotionalen Illusionen und mentalen Fiktionen. Diese unsere völlig falsche Auffassung vom Leben und dessen Sinn verursacht, daß wir uns selbst und unsere Möglichkeiten falsch beurteilen, bewirkt, daß wir die Absicht mit unserer Inkarnation nicht einsehen können, bringt uns dazu, unzählige Irrtümer zu begehen, bewirkt, daß wir uns Mutlosigkeit und Verzweiflung hingeben.

6Für die Selbstverwirklichung sind Wissen, Lebensvertrauen, Selbstvertrauen, Vertrauen auf das Gesetz, Selbstbestimmtheit und Wille erforderlich. Selbstbestimmt kann ein Mensch erst dann werden, wenn er die höhere Mentalstufe erreicht hat, nicht länger das Opfer emotionaler Illusionen und mentaler Fiktionen ist. Wille ist der unerschütterliche Vorsatz, jenes Wissen, welches man sich theoretisch verschafft hat, anzuwenden. In seinem vollen Umfang ist dies nicht möglich, ehe der Mensch die Idealitätsstufe erreicht hat. Wesentliche Vorstufen aller dieser notwendigen Eigenschaften können jedoch auch auf niedrigeren Stufen von jenen entwickelt werden, die genügend entschlossen sind.

7Die Selbstverwirklichung ist eine Arbeit auf lange Sicht, auch seit man begonnen hat, bewußt danach zu streben und die Lebensgesetze vernünftig anzuwenden sucht.

8Wer das Ziel will, will die Mittel, sucht von sich aus und ohne äußere Beeinflussung das Wissen um die Lebensgesetze anzuwenden. Eine andere Art von „Gehorsam“ zu entwickeln als dem höchsten Licht, welches man selbst sieht, zu folgen, bedeutet, sich sowohl gegen das Freiheitsgesetz wie das Selbstgesetz zu vergehen. Es ist nicht die Sache anderer, Selbstverwirklichung oder Streben nach Entwicklung hervorzuzwingen. Dies geht ebensowenig, wie jemanden zu zwingen zu lieben.

  

8.2 Selbstverwirklichung durch Erfahrung und Verständnis

1Die Selbstverwirklichung geht über die eigene Erfahrung. Alle entwickeln sich, indem sie Erfahrungen machen und sie bearbeiten. Allein durch Bearbeitung der Erlebnisse verschafft man sich Einsicht und Verständnis. Allein durch Nachdenken, Analyse, Streben nach Objektivität kann man jenes allgemeingültige Wissensgut auffassen, welches in jeder persönlichen Erfahrung liegt. Was wir von anderen in Form von Wissengut, Ratschlägen, mitgeteilter Erfahrung geschenkt bekommen, ist in der Regel zu schwach, um uns zu beeinflussen. Es geht bald verloren, insofern wir nicht bereits entsprechendes Verständnis erreicht haben und es wie unser eigenes verwenden können. Dann haben wir die Erfahrung bereits gemacht und in früheren Leben bearbeitet; dann haben wir die Einsicht latent und brauchen uns nur an sie wiederzuerinnern.

2Die Entwicklung vom niedrigsten zum höchsten Niveau ist eine Reihe von Problemen oder Aufgaben, welche der Mensch selbst lösen muß. Kümmert er sich nicht um die Lösung eines Problems, löst es auf falsche Weise oder mit Hilfe anderer, so taucht es wieder auf, bis er es auf die einzig richtige Art und Weise, welche die Lösung seiner Eigenart ist, gelöst hat, sodaß er zuletzt das Lebensproblem auf seine eigene Weise verstanden hat. Erst danach kann er das nächsthöhere Niveau erreichen. Was für einen Menschen in einem gewissen Lebensproblem von Bedeutung ist, findet er selbst und niemand anderer.

3Selbstverwirklichung ist Verständnis und Anwendung. Jedes höhere Niveau in der Entwicklung (es gibt ihrer 777 im Menschenreich) bietet die Möglichkeit, etwas zu verstehen, was man früher nicht verstehen konnte. Es besteht ein Unterschied zwischen begreifen und verstehen. Verständnis ist etwas endgültig Erobertes und gehört zur beständigen Individualität, dem Ich. Begreifen hängt vom Grad der Ausbildung in der gegenwärtigen Inkarnation ab und gehört zur Persönlichkeit, den Hüllen, dem neuen Gehirn. „Ungebildete“ auf höherem Niveau verstehen also mehr und besser als „Gebildete“ auf niedrigerem Niveau. Was man versteht, kann man in der Regel anwenden und verwirklichen. Nicht so mit dem, was man nur begreift. Dies war es, was Platon mit folgenden Sätzen meinte: „Tugend ist Wissen“ und „Wer das Rechte weiß, tut das Rechte“. Denn, tut man das Rechte nicht nachdem man Kenntnis von ihm erlangt hat, zeigt man damit, daß man nicht verstanden, sondern möglicherweise bloß begriffen hat.

                                           

8.3  Lebensvertrauen, Selbstvertrauen, Gesetzesvertrauen

1Um wirksam zu werden, setzt Selbstverwirklichung drei Eigenschaften voraus. Es sind dies Lebensvertrauen, Selbstvertrauen und Gesetzesvertrauen. Deren Entwicklung ist nicht möglich, ehe der Mensch die Kulturstufe erreicht, die entscheidende Bedeutung der Einheit eingesehen und den Sinn des Lebens zu verstehen begonnen hat.

2Man muß unterscheiden zwischen dem Sinn des Lebens und dem Sinn der Inkarnation. Der Sinn des Lebens ist die Entwicklung des Bewußtseins. Die gegenwärtige Inkarnation des Menschen bildet ein einziges Stückchen in einem unerhört großen Mosaik, welches er nicht überblicken kann. Seiner Vergangenheit erinnert er sich nicht und ahnt nicht seine Zukunft. Also ist es ihm nicht möglich, den roten Faden der Evolution durch sein gesamtes Dasein laufen zu sehen. Keinen Sinn entdeckt er in dem einzigen Leben, von dem er weiß. Diese Inkarnation kann sich für ihn unmenschlich schwer, schmerzlich, sinnlos ausnehmen.

3Das Lebensvertrauen gibt dem Menschen den Trost, daß das Leben alles zum Besten meint, mag auch vieles scheinbar dagegen sprechen. Das Lebensvertrauen ist eine nichtintellektuelle Gewißheit davon, daß auch ein positiver Sinn im Geschehen liegt, daß das Leben eine Schule zur Gewinnung notwendiger Erfahrungen ist, daß das Spiel niemals gänzlich verloren ist, daß die Niederlage nie endgültig ist, daß immer neue Gelegenheiten und ein neuer Tag kommen werden, daß Mißlingen und Mißerfolge notwendig sind, um uns beizubringen, das Leben und die Menschen zu verstehen, notwendiges Wissensgut für die weitere Reise zu verschaffen.

4Sobald der Mensch Kenntnis von der Hylozoik erlangen darf, bekommt er eine intellektuell annehmbare Erklärung des Lebens, welche ihm zeigt, daß sein Lebensvertrauen befugt gewesen ist. Wie aber konnte er Lebensvertrauen besitzen, ehe er dieses Wissen bekam? Die Antwort ist, daß die Erfahrung, welche das Ich in seinem Unterbewußten latent hat, ungeheuer viel größer ist, als was der Mensch in seinen Inkarnationshüllen aktuell zur Verfügung hat. In ihnen weiß er nur von dem, was er durch Ausbildung und persönliche Erfahrung in diesem einen Leben verwertet hat. Er weiß nicht, daß er tausende Male vorher gelebt hat, daß seine Monade unsterblich ist. Jedoch: das Ich hat die Ahnung. Und dies ist die Grundlage des Lebensvertrauens.

5Das Selbstvertrauen hat den gleichen Grund. Das Ich ist sich bewußt, daß es letzten Endes allein auf sich selbst vertrauen kann, aber auch, daß es in sich die Potentialität, die Möglichkeit, zu allem hat. Das Ich hat es ja zuvor unzählige Male geschafft, dem Anschein nach hoffnungslose Lagen und Probleme zu klären. Das Selbstvertrauen gibt dem Menschen die Fähigkeit und den Mut, sich selbst zu sein, einfach, ungekünstelt, spontan, zu denken, zu fühlen, zu handeln zu wagen auf seine eigene Weise, zu wagen, sich unwissend zu zeigen, zu wagen zu zweifeln, zu wagen, die „Weisheit“ der Autoritäten in Frage zu stellen, zu wagen, Freiheit und Recht zu verteidigen, zu wagen, edlen Impulsen zu folgen, zu wagen, Irrtümer zu begehen. Das Selbstvertrauen ist unabhängig von Erfolg oder Mißerfolg, unabhängig von jenen Illusionen, welche bei Beanspruchungen zusammenbrechen. Es ist unabhängig von Lob oder Tadel der Menschen oder mangelnder eigener Fähigkeit. Und es hat nichts mit Eingebildetheit, Selbstbehauptung oder Vermessenheit gemeinsam.

6Das Gesetzesvertrauen ist unser Vertrauen auf die unerschütterlichen Naturgesetze und Lebensgesetze. Es gibt Menschen, welche niemals Esoterik studiert und nie das Wort „Lebensgesetz“ gehört haben, aber dennoch ein spontanes Zutrauen haben, daß es nichts in der Art von „Ungerechtigkeiten des Lebens“ gebe, sondern daß vollkommene Gerechtigkeit die Welt lenke. Sie machen sich keine Sorgen wegen ihrer eigenen Entwicklung oder der anderer, sondern wissen, daß jegliche richtig ausgeführte Arbeit im Dienst des Guten Ergebnisse zeitigen muß, mögen solche auch auf sich warten lassen. Sie verlassen sich auf das Gesetz und begehren nicht, Ergebnisse zu sehen.

7Das Vertrauen auf die Gesetze beinhaltet die Fähigkeit, die rechte Gelegenheit, den richtigen Zusammenhang, das rechte Entwicklungsniveau abzuwarten. Es ist das genaue Gegenteil jener Ängstlichkeit und Eile, welche viele Okkultisten dazu verleitet, in solchem herumzupfuschen, wozu sie noch für viele Inkarnationen lang nicht reif sind und was für sie nur Verzögerungen, aber keine Abkürzung bedeutet.

 

8.4  Hindernisse für die Selbstverwirklichung

1Es gibt viele Hindernisse für die Selbstverwirklichung. Einige der allerernstesten sind die folgenden.

2Die Neigung zur Absonderung ist das genaue Gegenteil des Willens zur Einheit. Sie äußert sich in Form von Selbstsucht und gehässiger Einstellung zum Leben und zu allem im Leben, auch dem eigenen Ich. Dorthin gehört nicht nur der ausgesprochene Haß, sondern auch Angriffslust, Reizbarkeit, Neid und der Wille, andere zu beherrschen. All dies wirkt der Einheit entgegen, ebenso wie Ausnutzung und Konkurrenz. Zur Neigung der Absonderung gehört natürlich auch der Moralismus.

3Moralismus oder Verdammung beruht auf Haß und Unkenntnis des Lebens. Haß ist eine unpersönliche Kraft, ebenso wie Liebe. Ein von Haß erfüllter Mensch muß Auslauf für ihn finden. Wer das Opfer wird, spielt eine geringere Rolle. Durch sein bloßes Dasein dient ein edlerer Mensch dazu, andere an ihre Kleinheit zu erinnern. Deshalb wird er den Moralisten mit ihrem armseligen Haß verhaßt. Denn die Abwertung anderer ist „Selbstverwirklichung“ des Haßmenschen.

4Der Moralist glaubt, er könne einen anderen Menschen beurteilen und habe hierauf das Recht, ihn zu verurteilen. Ein großer Irrtum. Kein Mensch kann einen anderen beurteilen. Was sieht er denn schon vom anderen? Das Ich in seiner gegenwärtigen Inkarnation, das ist alles. Ein Bruchteil seiner erworbenen Eigenschaften kommt an den Tag. Dazu kann seine schlechte Ernte ihn in dieser Inkarnation auf ein bedeutend niedrigeres Niveau herabgezwungen haben, als dem entspricht, welches er einst erreicht hatte.

5Die Ernte sagt nichts über die Stellung des Menschen in der Evolution. Schwierige Ernte kann auch auf höchstem menschlichen Niveau vorkommen, ganz besonders, wenn der Mensch seine Ernte abschließen muß, um ins fünfte Naturreich übergehen zu können.

6Außerdem hat der Moralist keine Ahnung davon, daß er mit seinen Beweggründen des Hasses nicht die geringste Gelegenheit zu objektiver Beurteilung auch nur dessen, was er sehen kann, hat. Er sieht nur, was er sehen will, das Negative. Damit entlarvt er sich selbst. Wir sehen bei anderen nur das Niedere, welches wir selbst aktuell oder latent haben. Das Höhere entgeht uns immer.

7Andere Hindernisse für die Selbstverwirklichung sind solche, welche den Sucherinstinkt selbst, der so wichtig für unser inneres Wachstum und unsere innere Erneuerung ist, hemmen. Einige der größten Hindernisse werden im folgenden beschrieben. Die intellektuelle Unselbständigkeit zeigt sich darin, daß man nicht wagt, eine eigene Ansicht zu haben, sondern sich den Autoritäten beugt, nicht einmal untersucht, auf welchem Grund die Autorität ruht, welche sich als solche ausgibt.

8Glaubenssätze fesseln die Betrachtungsweisen und machen neue, notwendige Einfallswinkel unmöglich. Alles wird von Glaubenssätzen regiert: die Politik, die Religion, das Berufsleben, die Wissenschaft, das Umgangsleben (wo sie Konventionen genannt werden). Ein Glaubenssatz ist der Begriffsbestimmung nach etwas, was nicht in Frage gestellt werden darf. Glaubenssätze verlieren ihre Macht, weil sich allmählich die Einsicht verbreitet, das Gesetz der Veränderung lenke alles Geschehen, nichts dürfe beständig sein, daß neue Formen geschaffen und alte zersetzt werden müßten, damit der innewohnende Zweck verwirklicht werden können soll.

9Der Kampf um das Dasein und die Nichtigkeiten des Alltagslebens haben eine überwältigende Fähigkeit, den Menschen zu verschlingen, wenn er nicht starke, innere Antriebskräfte, welche ihn dazu bringen, den Kontakt mit der Welt der Ideale am Leben zu erhalten, besitzt. Damit ist nicht gesagt, daß wir den Pflichten, welche die Gesellschaft und das Zusammenleben mit anderen uns auferlegen, entfliehen sollen. Jedoch: in all diesem soll unser Streben sein, uns selbst und anderen zu einer höheren Art von Leben als dem bloß alltäglichen zu verhelfen.

 

DAS SCHICKSALSGESETZ

 

8.5  Was ist das Schicksal?

1Alles Lebende entwickelt sich dem kosmischen Endziel entgegen. Unser aller Schicksal ist, dieses Ziel früher oder später zu erreichen. Wie dies zugehen soll, welchen Weg wir beschreiten werden, kann niemand voraussagen. Es gehört zu unserer Freiheit und Eigenart, zu wählen und die Folgen unserer Wahl zu tragen. Daß wir dereinst dieses Ziel erreichen werden, ist gewiß. Und das Ziel ist das einzig Festgestellte und Gemeinsame für alle. Alles andere gehört zu unserem individuellen Schicksal und den unzähligen kollektiven Schicksalen, derer wir teilhaftig sind. 

2Das Leben ist eine aus unzähligen Kollektiven aufgebaute Hierarchie. Der ganze Kosmos ist ein Kollektivwesen, das aus kleineren Kollektiven besteht, diese wiederum aus noch kleineren Kollektiven u.s.w. bis hinunter zum einzelnen Individuum. Jedes Individuum entwickelt sich unter Bedingungen, die von jener größeren Einheit, welcher es als Teil sich einfügt, abhängen. Das Kollektiv hat sein gemeinsames Schicksal, welches das dem Individuum mögliche Schicksal begrenzt. Das Wohl und Weh des einzelnen Menschen ist von den Schicksalen der Nation und der Menschheit abhängig.

3Das Schicksal ist weder blind noch allmächtig. Die Schicksalsmächte sind jene intelligenten Kräfte, welche – dem großen Lebenszweck untergeordnet – den Menschen beeinflussen und ihn in Lagen versetzen, wo er die für weitere Entwicklung notwendigen Erfahrungen machen kann. Dies bedeutet nicht, daß der Mensch diese Erfahrungen auch wirklich macht. Die Schicksalsmächte bieten nur die Möglichkeit dazu an. Der freie Wille des Menschen zeigt sich darin, daß er vollständige Freiheit der Wahl besitzt. Aus diesem Grund ist es letzten Endes der Mensch selbst, der sein Schicksal bestimmt und nach dem Erntegesetz die Folgen seiner Wahl zu tragen hat.

4Das Erntegesetz ist das Gesetz der Notwendigkeit. Das Schicksalsgesetz ist das Gesetz des Angebotes. Zusammenwirkend stellen sie den Menschen dorthin, wo er stehen muß, wo er stehen soll und wo er seinen besten Einsatz machen kann. Durch sein Handeln in vergangenen Leben hat der Mensch im Großen und Ganzen jenen Weg, den er in diesem und vielen kommenden Leben  zu wandern hat, festgelegt. Durch die von ihm gemachten Erfahrungen – seit das Ich zum Leben erweckt wurde – ist seine Eigenart zu jenem ewig einzigartigen Wesen, welches er selbst ist, ausgebildet worden. Er hat einen bestimmten Punkt in der Evolution erreicht. Auf all dies nimmt das Schicksalsgesetz Rücksicht, wenn es uns ermöglicht, in eine gewisse Nation, Familie und andere menschliche Beziehungen hineingeboren zu werden.

                                                                  

8.6  Wir schaffen selber unser Schicksal

1Das Schicksal ist des Menschen eigen Werk, Wirkungen seiner eigenen Handlungen, Ergebnis seiner eigenen positiven oder negativen Lebenseinstellung, seiner eigenen anziehenden oder abstoßenden Bewußtseinsäußerungen. Der Mensch hat keinen Grund, sich selbst zu bedauern oder zu rechtfertigen zu suchen. Er soll dankbar dafür sein, daß es Gesetze gibt, welche ihm zu Entwicklung, Freiheit und Macht über das eigene Schicksal verhelfen.

2Leben ist Angebot, Gelegenheiten zu Entwicklung. Wenn wir eingesehen haben, daß wir hier sind, um Erfahrungen zu machen und aus ihnen zu lernen, daß es für jeden einzelnen von uns eine Lebensaufgabe gibt, so sehen wir auch ein, daß das Beste, was wir aus unseren Leben machen können, das Finden der Aufgabe und ihre Durchführung ist. Dann entgehen wir auch jener uns selbstverschuldet vom Leben aufgezwungenen „Doppelten Hausaufgabe“, welche uns in neuen Inkarnationen mit noch zwingenderen Umständen belastet und unsere Freiheit noch mehr beschränkt.

3„Niemand entgeht seinem Schicksal.“ Aber das Schicksal ist selbstgeschaffen und zu unserem eigenen Besten. Haben wir diese Einstellung, so holen wir das Bestmögliche aus dem Leben heraus. Mit entgegengesetzter Einstellung arbeiten wir der Evolution entgegen und schaden uns selber. Wir müssen zur Einsicht gelangen, daß, wie hart unser Schicksal auch sein mag, es nicht nur unvermeidlich ist, sondern sowohl das gelindeste Leid wie auch das, was für unsere weitere Entwicklung – wo wir gerade jetzt stehen – am günstigsten ist, bedeutet. 

4Noch wichtiger für unsere Selbstverwirklichung ist die Einsicht, daß die Schicksalsmächte intelligente Kräfte sind, die sich für unsere Selbstentwicklung interessieren und sie fördern. Den Beschluß zu fassen und sich endgültig unter die Einheit stellen, bedeutet den Einsatz der stärksten Kraft zur Veränderung unseres eigenen Schicksals. Diese Kraft kann unsere Zukunft gänzlich verändern. Für die Evolution und die Einheit zu arbeiten, ist der schnellste Weg heraus aus der Unkenntnis und der Machtlosigkeit, der schnellste Weg zur Freiheit.

 

   

DAS ERNTEGESETZ

 

8.7  Die absolute Gültigkeit des Erntegesetzes

1Der vollständige Name ist das Gesetz für Aussaat und Ernte. Es ist das Gesetz von Ursache und Wirkung, wie es sich in den Beziehungen zwischen allem Lebenden äußert. Das Erntegesetz ist ein Gesetz, welches dem grundlegenden Wiederherstellungsgesetz (Harmoniegesetz) untergeordnet ist. In unserer Unkenntnis der Lebensgesetze begehen wir unfehlbar Irrtümer, welche das Recht anderer Wesen kränken und die Harmonie im Kosmos aus dem Gleichgewicht bringen. Nach dem universellen Grundsatz der Verantwortung sind es wir selber, als die Urheber der Gleichgewichtsstörung, welche den Einklang wiederherstellen müssen. Allgemein gesehen und auf niedrigeren Stufen geschieht dies dadurch, indem wir dem gleichen übel ausgesetzt werden, welches wir selbst verursacht haben. Mit erwachender Einsicht in die Gesetze öffnet sich jedoch die Möglichkeit, die Schuld abzuarbeiten, sie durch Dienen auszugleichen.

2Das Erntegesetz hat absolute Gültigkeit in allen Welten und für alle Wesen auf jedweder Entwicklungsstufe. Es gilt für Tätigkeit jeglicher Art. Es gilt für den einzelnen Menschen ebenso wie für alle Arten von Kollektiven, für Nationen und die ganze Menschheit. Alles was geschieht, sind Kräfte, welche zu Ursachen werden. Diese Ursachen werden in unzähliger Menge zu einem unüberschaubaren Netz von verändernden Wirkungen, welche weit hinein in die Zukunft reichen, zusammengewoben. Niemand entgeht seiner Verantwortung. Keinerlei Art von Tätigkeit geht frei von Verantwortung. Gedanken, Gefühle, Willensäußerungen, Beweggründe, Worte, Handlungen. Jede Bewußtseinsäußerung ist Energie, also ist sie eine Ursache.

3Das Erntegesetz ist Ausdruck einer vollständigen, absoluten Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit des Lebens ist unpersönlich, sachlich, unbestechlich. Ungerechtigkeit im Leben ist absolut ausgeschlossen. Es sind nur Menschen, die gegeneinander ungerecht sind. Wer von den „Ungerechtigkeiten des Lebens“ spricht, enthüllt seine Unkenntnis des GESETZES, schmäht unbewußt das GESETZ. Mag sein, das uns das Erntegesetz grausam, hart, schonungslos vorkommt. Da haben wir selbst in vergangenen Leben so gehandelt. Das Erntegesetz ist hart gegen die Harten und mild gegen die Milden. Dennoch ist nichts unerträglich, weiß man bloß die Ursache und sieht das Ende. Die Ursache liegt im Vergangenen und ist schlechte Saat. Und was ist ein kurzes Erdenleben in den Jahrmillionen der Evolution? Das Erntegesetz kann beliebig lange warten. Aussaat muß aber einmal geerntet werden.

 

8.8  Das Erntegesetz – unser Lehrer im Leben

1Religiöse bitten Gott darum, „vom übel erlöst zu werden“. Aber wissen sie denn, was das Übel ist? Sie glauben, es sei Krankheit, Armut, Leid, Unehre. Dies zeigt ihr Unwissen vom Leben. Denn all dies sind nur Wirkungen des Bösen. Denkt einmal, wenn diese Religiösen auf den Heiden Sokrates hören wollten, welche erklärte, es sei ein viel schlimmeres übel, Böses zu verursachen, als unter Bösem zu leiden.

2Das wirklich üble ist unser eigener Unwillen, den Gesetzen zu gehorchen. Ihrer unwissend können wir nicht sein; sie sind von „Weisen Männern“ zu allen Zeiten gepredigt worden. Durch unsere Handlungen haben wir uns gegen die Gesetze vergangen, in diesem Leben und vor allem in vergangenen Leben. Dies muß auf uns zurückschlagen. Alles, wovon wir getroffen werden, ist nach dem GESETZ. Und das GESETZ ist nicht böse.

3So blind ist der Mensch, daß er in seinen Versuchen, für das Leid eine Erklärung zu finden, allem möglichen die Schuld gibt, dem Leben, Gott und anderen Menschen. Aber niemals sich selber. Viele sagen von sich, sie könnten an Gott oder die Lebensgesetze nicht glauben und weisen auf das Böse in der Welt hin. „Wenn es Gott gäbe, würde er niemals gestatten, daß dieses geschieht“, sagt man. Aber die Götter gehorchen dem GESETZ. Sie greifen nicht in den gerechten
Gang des Erntegesetzes ein. Sie wissen, daß die Menschen sonst nie ihre Verantwortung einsehen würden, helfe man ihnen aus dem Elend, welches sie selbst geschaffen haben, heraus. Da würden die Menschen nur noch blinder für ihre eigene Unwissenheit und Selbstsucht werden.

4Glück und Erfolg sehen wir als unsere selbstverständlichen Rechte an, Unglück und Leid als die „Ungerechtigkeiten des Lebens“. Einst war das Leben zum Glück, zur Freude, zum Einklang aller beabsichtigt. Daß dies nicht länger so ist, hängt nur von uns selbst ab. Höhere Wesen gingen einst auf der Erde und lehrten die Menschen Achtung vor dem GESETZ. Aber die Menschen weigerten sich, auf diese Weise zu lernen. Diese Lehre ging ihrem tief verwurzelten Willen zur Macht entgegen. Damit wählten die Menschen, statt dessen durch bittere, persönliche Erfahrungen zu lernen.

5Einige, welche vom Erntegesetz hören, stellen dessen Fähigkeit, uns etwas zu lehren, in Frage. Wir säen in einem Leben, ernten in einem anderen, wenn wir uns nicht länger an das erinnern können, was wir säten. Sicherlich geht die direkte Erinnerung an unsere Untaten in einer neuen Inkarnation verloren, sodaß wir unser gegenwärtiges Leid nicht mit seinen Ursachen in Zusammenhang bringen können. Dennoch lernen wir aus der Ernte. Leid und Rechtskränkungen, denen wir in früheren Leben ausgesetzt worden waren, hinterlassen im Unterbewußten tiefe Spuren und geben uns größere Empfindlichkeit für gerade diese Arten von Leid. Und dies äußert sich später darin, daß wir uns leichter mit dem Leid anderer indentifizieren und weniger geneigt werden, anderen solches zuzufügen.

6Das Erntegesetz allein wirkt nicht erziehend. In seiner Anpassung an und seiner Zusammenarbeit mit den übrigen Gesetzen lehrt und entwickelt das Erntegesetz. Das Schicksalsgesetz sieht zu, daß der Mensch in jedem Zeitabschnitt jene Ernte, welche seiner Entwicklung den größten Nutzen bringt, bekommt. Je höher er in der Evolution gelangt ist, desto mehr an schlechter Ernte vermag der Mensch zu ertragen. Deshalb wird die schwierigste Ernte für die höchsten Stufen aufgehoben. Dies ist die Erklärung für das Leiden vieler hochstehender Menschen. Dadurch bezahlen sie aber rascher von ihrem Schuldkonto ab. Erst dann, wenn dieses zur Gänze ausgeglichen ist, kann das Ich in das fünfte Naturreich übergehen.

 

8.9  Schlechte Aussaat

1Alle Irrtümer in Bezug auf die Lebensgesetze sind schlechte Saat, die schlechte Ernte gibt. Schlechte Saat sind vor allem Äußerungen von Haß und Selbstsucht. Dorthin gehören nicht allein unsere offenbaren Kränkungen des Rechtes anderer, das sichtbare Leid, welches wir anderen zufügen. Sondern auch das, von dem wir in unserer Unkenntnis glauben, es treffe niemanden. Jeglicher Tratsch, Moralismus, alle Neugier auf das Privatleben anderer gehört dorthin. Wir schaden mit unseren Gedanken und Gefühlen, auch wenn sie nicht direkt gehässig oder böswillig sind, sondern auch, wenn wir damit auf unfreundliche Weise den Fehlern, Mängeln, Gebrechen, persönlichen Problemen anderer Aufmerksamkeit schenken. „Energie folgt dem Gedanken“ lautet ein hylozoisches Axiom. Alles, was das Bewußtsein betrachtet, wird Beeinflussung ausgestzt. Und diese Energie sucht und findet sein wehrloses Ziel.

2Machtmißbrauch ist ein schwerwiegendes Vergehen in Bezug auf Freiheits- und Einheitsgesetz. Das Erntegesetz regelt auch dieses. Die Folge davon wird, daß man selbst der Erniedrigung und den Ungerechtigkeiten der Machtlosigkeit ausgesetzt wird. Und die Möglichkeit zur Machtausübung verliert man für lange, lange Zeit. Das Wissen ist ebenfalls Macht. Mißbrauch von Wissen führt zum Verlust des Wissens. Hat man in diesem Leben Wissen, welches eine überlegene Erklärung des Lebensrätsels gibt, erlangt, sodaß man in seinem Suchen zur Ruhe gekommen ist, so ist man schuldig, das Wissen anderen in ähnlicher Lage zukommen zu lassen. Sonst geht einem das Wissen in kommenden Leben unfehlbar verloren. Dies braucht nicht zu bedeuten, daß man im nächsten Leben nie in Kontakt mit dem Wissen kommen wird. Es kann auch so zugehen, daß man mit seinem neuen Gehirn jenes Wissen, welches man dennoch bekommt und als richtig ansieht, nicht begreift.

3Gegen eigenes besseres Wissen zu sprechen und zu handeln, der Mehrheit zuzustimmen, wenn man einsieht, sie handele falsch, zu schweigen, wenn man weiß, daß man sprechen sollte, ist sehr üblich im Zeitalter des Massenmenschen. Das Wissen darum, daß dies unrecht ist, macht die schlechte Saat beträchtlich schlimmer.

4Selbstmord ist ein gewaltiger Irrtum. Seine Wirkungen erstrecken sich über mehrere Inkarnationen, er löst keine Probleme (welche gelöst werden müssen), sondern macht sie nur noch verwickelter.

5Die schlechtmöglichste Saat ist, anderen Wesen Leid zuzufügen, sich zu rächen, die Rolle einer strafenden Vorsehung zu spielen. Wer Schlimmes tut, auf daß Gutes daraus kommen möge, erwartet sich gute Ernte von schlechter Aussaat. Jenes Leid, welches wir anderen zugefügt haben, bekommen wir unabhängig vom Beweggrund wieder zurück.

 

8.10  Schlechte Ernte

1Schlechte Ernte ist das meiste im Leben und alles, was nicht als Glück betrachtet werden kann, alles, was uns plagt und mißfällt und also nicht allein augenscheinliche Mißerfolge und Leid. Das
Erntegesetz wirkt individuell, mit außerordentlicher Anpassung an Eigenart und Voraussetzungen bei jedem einzelnen. Es nimmt besondere Rücksicht auf das Einheitsgesetz und das Freiheitsgesetz. Es wirkt in allem und bedient sich aller brauchbaren Gelegenheiten, es uns zu ermöglichen, vom Schuldkonto abzubezahlen. Je höheres Niveau der Mensch erreicht, desto größere Rücksicht nimmt das Gesetz auf die Möglichkeit, die Wirkung der Ernte abzuändern, sie zeitmäßig zu verteilen, uns auf andere Weise gutmachen zu lassen. Aber jedwede Saat muß einmal geerntet werden.

2Man wird in die Rasse, Nation, Familie hineingeboren, welche man verdient hat. Man bekommt jene Schulkameraden, Lehrer, später Arbeit, Arbeitskameraden und Vorgesetzten, welche man nach dem Erntegesetz haben soll. Dasselbe gilt für Lebensgefährten und Freunde. Wenn deren Einflüsse so wirken, daß sie das eigene Niveau senken, sind sie durch schlechte Ernte bedingt. Im entgegengesetzten Fall durch gute Ernte. Alle Arten von Leid, Mängeln, Trauer, getäuschten Erwartungen, Mißerfolgen, Hindernissen, Verlusten und so weiter ins Unendliche ist schlechte Ernte, ebenso wie der Mangel an Möglichkeiten, sich Wissen und Verständnis, Eigenschaften und Fähigkeiten zu verschaffen.

  

8.11  Gute Aussaat

1Gute Saat ist die reibungsfreie Anwendung der Lebensgesetze. Der Mensch wird der Herr der Natur durch Anwendung der Naturgesetze. Indem er den Lebensgesetzen gehorcht, wird er Herr des Lebens.

2Gute Saat ist, den Willen zur Einheit zu pflegen, daran zu arbeiten, edle Gefühle und Eigenschaften zu erwerben, sich Wissen und Verständnis zu verschaffen, nach Selbstverwirklichung zu streben.

3Gute Saat ist Arbeit für das Abhelfen der Mißverhältnisse in der Gesellschaft, das Verständnis zwischen Menschen zu vergrößern, das Wissen um die Lebensgesetze zu verbreiten, das Leid in der Welt zu vermindern, Freiheit und Recht und die gerechte Sache des Schwächeren zu verteidigen.

4Gute Saat ist, Kinder in Liebe zu erziehen, sein Leid heldenhaft zu ertragen, gleichgültig gegenüber dem von anderen erwiesenen Haß zu sein und sie nicht zurückzuhassen, dem Scheinwesen, der Lüge und dem Haß in der Gesellschaft entgegenzuarbeiten. Sehr gute Aussaat und die rascheste Freimachung von der Selbstsucht und den Illusionen ist, das Rechte allein seines eigenen Wertes wegen, ohne Gedanken an eigenen Vor- oder Nachteil, an Dank oder gute Ernte zu tun und DEN GROSSEN, welche für die Evolution arbeiten, beizustehen anstatt IHNEN entgegenzuarbeiten, wie es die meisten tun.

5Gute Saat ist, das Gefühl von Freude und Glück systematisch zu pflegen, grundsätzlich und ohne Ausnahme von allen Gutes zu denken. Damit stärkt man bei allen das Beste und macht das Leben für alle leichter zu leben.

 

   

8.12  Gute Ernte

1Ein Beweis für unsere Unkenntnis der Lebensgesetze ist, daß wir nicht begreifen, daß die uns vom Leben gegebenen Vergünstigungen gute Ernte sind. Wir betrachten sie als unsere selbstverständlichen Rechte. Wenn wir sie verlieren, dann klagen wir das Leben dafür an. Schlechte Saat ist, die gute Ernte nicht nach den Lebensgesetzen zu gebrauchen.

2In eine zivilisierte Nation, in eine verstehende Familie hineingeboren zu werden, eine liebevolle Erziehung und veredelnden Umgang zu bekommen, Gelegenheiten, sich Wissen zu verschaffen und gute Eigenschaften und Fähigkeiten zu erwerben, all dies sind Beispiele für gute Ernte, zu der wir durch gute Aussaat in früheren Leben berechtigt worden sind.

3Gute Ernte sind Gesundheit, Schönheit, Intelligenz, Begabungen, Verständnis, gute Freunde, Helfer, Erfolge: alles Gute, was uns das Leben ohne unsere Anstrengung gibt.

4Die bestmögliche Ernte sind Gelegenheiten zu rascher Entwicklung durch Erfahrungen, welche unsere höheren Fähigkeiten zum Leben erwecken, beispielsweise das Zusammensein mit hochentwickelten Menschen. Eine Stunde vernünftigen Gespräches mit einem Kind kann dessen ganzes Leben verändern.

5Ohne gute Ernte findet man das Glück nie, wie man es auch jagen mag. Glücklich sind wir in dem Maße, wie wir andere glücklich gemacht haben.

6Macht, Ehre und Reichtum ist gute Ernte erst auf höheren Stufen. Zuvor kann der Mensch in seiner Unkenntnis und Unfähigkeit es kaum vermeiden, diese scheinbaren Vergünstigungen zu mißbrauchen und damit neue schlechte Saat zu säen.

 

8.13  Unsere gemeinsame Verantwortung

1Die Menschheit weiß nicht, was Verantwortung ist und am allerwenigsten, was gemeinsame Verantwortung besagen will. Alle gehen wir in Kollektive ein, Kollektive gar mancher Art: Familie, Verwandtschaft, Freundeskreis, Arbeitskameraden, Nation, Menschheit. Und in jedem einzelnen derselben sind wir gemeinsam für einander verantwortlich. Niemand ist seinetwegen da. Die Lebensgesetze wirken in erster Hand durch Kollektive, in zweiter Hand auf die Individuen in den Kollektiven.

2Alle lebenden Wesen, mit denen wir in Berührung kommen, beeinflussen wir unfehlbar. Und unvermeidlich tritt das Erntegesetz in Tätigkeit. Dies geht in unsere Verantwortung ein. Wem wir nicht genützt haben, haben wir geschadet. Berührung bringt also Beziehung mit sich. Und dies gilt nicht nur in Kontakten zwischen Menschen, sondern in allen Berührungen mit Wesen in allen Naturreichen: die Tiere, die wir ausnützen, Speisen, die wir essen, Naturschätze, die wir gewinnen.

3Dies können wir kaum begreifen. Und vom fünften Naturreich her ist gesagt worden, daß kein Mensch das Erntegesetz verstehen könne. Was aber nicht bedeutet, daß er nicht versuchen soll, es zu verstehen.

4Die meisten Beziehungen sind flüchtig und vorübergehend. Falls aber Menschen uns viel bedeuten, uns sehr genützt oder geschadet haben, sind es üblicherweise Beziehungen, die von früheren Leben her weitergeführt werden. Auf diese Weise können Menschen in Leben um Leben immer fester durch gegenseitige Liebe und Verständnis in verschiedenen Lebensbeziehungen aneinander gebunden werden. Der Sinn dessen ist, daß sie in der Zukunft eine Gruppe mit gemeinsamer Aufgabe bilden sollen.

5Unsere Verantwortung für das Kollektiv zeigt sich in gemeinsamer Saat und Ernte und gemeinsamem Schicksal. Gemeinsam sind wir verantwortlich für unterdrückende Gesellschaftssysteme und unmenschliche Gesetze, unfähige Führer, Demokratie und Diktatur, Krieg und Umwälzungen. Daß die Verantwortung von vielen geteilt wird, bedeutet nicht, daß sie für jeden einzelnen geringer wird. „Einer für alle und alle für einen“ ist das Gesetz der gemeinsamen Verantwortung. Alle haben wir Vorteile auf Kosten anderer gehabt. Alle haben wir mitgeholfen, die Menschheit zu unterdrücken und zu verdummen.

 

DAS AKTIVIERUNGSGESETZ

 

8.14  Die kennzeichnendste Eigenschaft des Menschen

1Nach der planetaren Hierarchie ist die kennzeichnendste Eigenschaft des Menschen – Faulheit! Man kann sie als die Wurzel alles Übels betrachten. Das Leid des Menschen beruht auf seinen Vergehen gegen die Lebensgesetze. Besäße er Wissen um die Lebensgesetze und Fähigkeit, nach dem Wissen zu leben, würde in seinem Leben alles Freude, Glück, Einklang, Freiheit sein. Doch der Mensch ist zu faul, um auch nur nachzudenken. Denn wenn er dächte, würde er einsehen, daß es notwendig ist, sich Wissen um das Leben zu verschaffen, würde er begreifen, daß er beinahe alles noch zu lernen hat. Die Gesetze zeigen die Notwendigkeit des Wissens. Wissen wir nicht, daß das Leben für die Freiheit, Einheit und Entwicklung aller geplant ist, so vergehen wir uns gegen diese drei Gesetze mit dem von uns erlebtem Leid als Folge. Aber auch die meisten, welche sich dieses Wissen verschafft haben, begnügen sich mit ihm als einer Theorie, streben nicht nach Selbstverwirklichung und höheren Niveaus. Gleichfalls Faulheit! Wir jammern über die Mühseligkeiten des Lebens, wo wir doch nur uns selber die Schuld dafür zu geben haben. Es ist, als ob wir allein durch zwingende Umstände vorwärts getrieben würden.

2Wir begreifen nicht, daß uns das Schicksalsgesetz zu Erfahrungen, die unser Bewußtsein entwickeln können, zwingen muß, wenn wir selber nicht verstehen, unsere Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. Und aufgezwungene Evolution ist viel unbehaglicher als jene Aktivierung des Bewußtseins, die wir selbst in den Griff bekommen können.

 

8.15  Leben ist Tätigkeit

1Leben ist Tätigkeit. Leben ist Bewegung. Leben ist Energieentwicklung. Ohne Tätigkeit bleibt die Evolution stecken. Das Individuum entwickelt sich, indem es das Bewußtsein in seinen Hüllen selbst aktiviert. Am wichtigsten ist jene Bewußtseinstätigkeit, zu der es selbst die Initiative ergreift. Die meisten sind passiv und lassen Schwingungen von außen her ihr Bewußtsein bestimmen. Sie nehmen die Ansichten anderer an, ohne zu untersuchen, welche Tatsachen diesen zugrunde gelegen sind. Während ihrer Ausbildung haben sie sich ein Weltbild verschafft und verwerfen hierauf alles Neue, was nicht in dieses eingepaßt werden kann. Sie verstehen nicht, daß Leben Veränderung, Entwicklung ist, daß man die ganze Zeit dazu bereit sein muß, aufs Neue zu prüfen und aufs Neue zu werten, daß das Wissen unendlich ist und alle Erklärungen nur bis auf weiteres gelten. Sie haben sich für diese Inkarnation zur Ruhe gesetzt.

2Nichts taugt, wie es ist. Alle jammern über alles. Aber wieviele machen etwas dagegen? Auch jene, welche das Wissen um die Lebensgesetze bekommen und die gemeinsame Verantwortung begriffen haben, sind in der Regel passiv und nicht engagiert. Sie wünschen, daß jemand anderer das tun möge, was sie selber machen sollten. Religiöse reden vom „Willen Gottes“ und erwarten sich, daß Gott dasjenige wieder in Ordnung bringen soll, was wir verdorben haben.
Es ist dies eine völlig falsche Auffassung von Christus, der stets den vollen Einsatz und die volle Verantwortung des Menschen forderte.

 

8.16  Das Aktivierungsgesetz

1Das Aktivierungsgesetz besagt, daß jegliche äußerung von Bewußtsein Tätigkeit in irgendeiner Materie ist. Diese Äußerung wird zu einer Ursache mit unabdinglicher Wirkung. Alles vom Bewußtsein Betrachtete wird also Beeinflussung ausgesetzt.

2Jedweder Bewußtseinsinhalt gewinnt auf irgendeine Weise Gestalt. Alles, wonach man strebt oder machen, bekommen oder verwirklichen will, muß zuerst Inhalt im Bewußtsein werden. Alles, was man sich wünscht, bekommt man einmal (obwohl selten genau so, wie man es sich gedacht hat!). Alles, was man bekommt, hat man sich irgendeinmal gewünscht.

3Ein Folgegesetz des Aktivierungsgesetzes ist das Gesetz der Wiederholung oder Verstärkung. Das tätige Bewußtsein verstärkt sich selbst durch Wiederholung. Mit jeder Wiederholung wird der Gedanke immer reger, immer fester im Gedächtnis eingeritzt, zu einem immer stärkeren Faktor in unserem Unterbewußten, immer intensiver in Gefühl und Phantasie. Mit jeder Wiederholung wird also der Bewußtseinsinhalt verstärkt und ist immer leichter wieder zum Leben zu erwecken. Durch Wiederholung wird die Neigung automatisiert. Zuletzt verschafft sich der Gedanke oder das Gefühl automatisch in Handlung Ausdruck.

 

8.17  Das Aktivierungsgesetz und die Freiheit des Willens

1Unsere Bewußtseinsäußerungen sind Gedanke, Begehren, Gefühl und Phantasie. Sie können mehr oder minder rege sein, mehr oder weniger „Willen“ haben. Mit ihnen entscheiden wir, ob wir glücklich oder unglücklich werden wollen. Sie prägen unser gegenwärtiges Leben und bestimmen alle kommenden. Sie machen uns stark oder schwach. Der Gedanke ist also eine Kraft zum Guten wie zum Bösen, die stärkste Kraft, welche unser Schicksal bestimmt.

2Die große Frage ist dann: Wer bestimmt über unseren Gedanken? Zu einem sehr geringen Teil wir selber. Gedanken und Gefühle kommen und gehen, wie sie wollen. Durch Suggestionen von außen her, solches, was wir gelesen oder gehört haben, werden wir in Bewußtseinszustände hinabgezogen, die unter unserem eigentlichen, erreichten Niveau liegen, welche wir verabscheuen, welche unserer Selbstverwirklichung entgegenarbeiten. In Erinnerungen und Assoziationen machen sich quälende Erfahrungen der Vergangenheit aufs Neue geltend. Zuletzt sieht der Mensch ein, daß Bewußtseinsüberwachung notwendig ist.

3Gedankenüberwachung ist Lebenssteuerung. Durch den Gedanken wird der Mensch Herr seines eigenen Schicksals. Das Verfahren der Aktivierung ist die planmäßige Art und Weise, dieses Ziel zu erreichen. Das Verfahren ist sowohl allgemein wie auch individuell. Es ist allgemein soweit, daß die Gesetze für Aktivierung von Gedanke und Gefühl und deren Arten von Willen allgemein sind und daß viele ein allgemeines Verfahren anwenden können. Individuell ist es in dem Sinn, daß jeder einzelne darüber hinaus seinen eigenen Weg finden, das Verfahren seiner Eigenart nach dem Gesetz für die Selbstverwirklichung ausarbeiten muß.

4Die Willensfreiheit ist für viele ein unlösbares Problem. Die Lösung liegt im Verständnis dafür, daß jede bewußte Wahl von Beweggründen und unter ihnen vom stärksten Beweggrund bestimmt wird. Viele verschiedene Beweggründe haben wir, und zumeist liegen sie miteinander im Streit. Wir haben selbstsüchtige Beweggründe und verhältnismßäig selbstlose. Höhere und niedrigere Beweggründe haben wir. Wir haben kurzsichtige, genußbetonte und solche, die mehr auf lange Sicht, auf den Lebenszweck gerichtet sind. Viele Beweggründe liegen im Unterbewußten verborgen. Es sind Beweggründe der Furcht, Scham und Schuld, welche uns in der Kindheit durch falsche Erziehung – oft christlich genannt – aufgezwungen worden sind. Die Frage der Willensfreiheit liegt damit in der Frage, ob wir bewußt über unsere Beweggründe bestimmen können.

5Dies können wir. Das Aktivierungsgesetz lehrt uns, daß wir jeden beliebigen Bewußtseinsinhalt verstärken können. Alles hängt davon ab, wie starke Aufmerksamkeit wir ihm schenken, wie oft wir ihn bewußt pflegen. Das Aktivierungsverfahren lehrt uns, wie dies zugehen soll. Mit rechtem Verfahren können wir jeden beliebigen, selbst gewählten Beweggrund so verstärken, daß dieser der stärkste wird. Nur so erlangen wir die Willensfreiheit. Allein durch eine solche selbstinitiierte Tätigkeit können wir uns von jener automatischen Abhängigkeit von jeglichem inneren Zwang, welche unser Streben nach Selbstverwirklichung hemmt, freimachen.

 

Der obige Text ist dem Buch Die Erklärung entnommen. Copyright © by Lars Adelskogh 2007.